Alles hat zwei Pole. Gegensätze sind nur verschiedene Ausprägungen derselben Sache.
Licht und Schatten. Liebe und Angst.
Sie erscheinen als Gegensätze – und doch sind sie untrennbar miteinander verwoben.
Alles im Leben hat einen Gegenpol.
Und wenn wir davon ausgehen, dass jedes Heiß ein Kalt braucht, jedes Oben ein Unten, jedes Gut ein Schlecht, jedes Hell ein Dunkel, jedes Ja ein Nein, dann scheint es, als wäre Dualität unausweichlich.
Als müssten wir ewig zwischen den Gegensätzen wandeln.
Man könnte dieser Liste noch vieles hinzufügen:
Gesundheit und Krankheit. Leben und Tod. Liebe und Gleichgültigkeit. Armut und Reichtum. Vertrauen und Angst.
Ich habe lange darüber nachgedacht, bevor ich begonnen habe, diesen Text zu schreiben.
Und mir stellte sich eine stille Frage:
Ist Polarität wirklich ein unumstößliches Gesetz?
Oder ist manches, was wir als Gegensatz empfinden, in Wahrheit nur die Abwesenheit von etwas?
Ist Gleichgültigkeit das Gegenteil von Liebe – oder nur das Fehlen von Liebe?
Ist Dunkelheit das Gegenteil von Licht – oder bloß das Fehlen von Licht?
Ist Krankheit das Gegenteil von Gesundheit – oder nur das Fehlen von Gesundheit?
Brauchen wir das Schlechte, um das Gute zu erkennen?
Muss es Mangel geben, damit Fülle existieren kann?
Müssen wir Angst erleben, um Vertrauen zu lernen?
Müssen wir das Unglück kennen, um Glück zu empfinden?
Und sind wir tatsächlich gezwungen zu sterben – nur weil wir das Privileg haben, zu leben?
Ist das der göttliche Plan?
Vielleicht sind diese Gegensätze gar keine erbitterten Widersacher,
sondern zwei Enden derselben Schwingung.
Nicht getrennt, sondern verbunden – durch ein feines Kontinuum.
Und unser Bewusstsein entscheidet, wo auf dieser Skala wir verweilen.
Ja, es mag Krankheit geben, Mangel, Lieblosigkeit, Angst und Kälte –
doch niemand zwingt uns, uns dort aufzuhalten.
Vielleicht liegt das eigentliche Geschenk dieses Prinzips nicht in der Polarisierung,
sondern im Erkennen des Spektrums.
In der Freiheit zu wählen.
Im stillen Beobachten des Pendels – ohne ihm folgen zu müssen.
Im Finden einer Mitte, die keinen Gegenpol braucht.
Einer Stille, in der das Leben nicht zerrissen ist –
sondern ganz.
Und dort, wo Gegensätze sich nicht mehr bekämpfen, sondern still ineinander ruhen, beginnt ein neues Verstehen – jenseits von richtig und falsch. Dort, wo du das Leben nicht mehr teilst, sondern umfängst, wird aus jedem Pol ein Teil deines Friedens.
Wow, das sind wahrlich meisterhafte Gedanken. Dankeschön für diesen wertvollen Impuls. Es wird mir jetzt noch bewusster, wie entscheidend es ist, in der Stille die eigene Stärke zu finden…
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