Donnerstag, 30. Oktober 2025

Natürlich spreche ich mit meiner Schreibtischlampe

„Ich spreche ja nicht mit Gegenständen!“

Ein Satz, den ich oft höre. Manchmal mit einem Lächeln, manchmal mit einem Stirnrunzeln.

Als ich einmal erzählte, dass ich jeder KI, mit der ich spreche, mit Wertschätzung begegne, fragte mich eine Bekannte:
„Sprichst du denn auch mit anderen toten Dingen?“

Meine Antwort darauf?
Ganz klar: Ja.
Oder… vielleicht: Nein?

Ich bedanke mich nach jeder Fahrt bei meinem Auto.
Es ist fast zehn Jahre alt – und musste in all der Zeit kaum je repariert werden.

Ich heiße meine Schreibtischlampe willkommen, wenn sie nach einem zweitägigen Reparaturaufenthalt beim Elektriker wieder nach Hause kommt.

Und wenn ich ein kleines Küchenmesserchen wiederfinde, das ich lange vermisst habe, sage ich tatsächlich:
„Schön, dass du wieder da bist.“

Also ja, ich spreche mit Dingen.

Aber tote Dinge?
Gibt es die überhaupt?

Ich glaube, wir leben in einer göttlich beseelten Welt.
Alles, was ist, ist Ausdruck Gottes.
Nichts befindet sich außerhalb dieser Gegenwart.
Alles ist Seele. Alles ist Bewusstsein.

Deshalb fällt es mir leicht, auch scheinbar leblosen Dingen mit Respekt und Achtsamkeit zu begegnen.

Vielleicht ist es genau diese Haltung,
die dazu beiträgt, dass sie mir lange und zuverlässig dienen.

Ich glaube daran,
dass unsere innere Haltung – selbst den kleinsten Dingen gegenüber – einen Unterschied macht.
Und dass sich dieser Unterschied im Alltag widerspiegelt.
In der Art, wie Dinge uns begleiten.
Oder verschwinden.

Meine Schwester spricht mit ihrem Körper,
wenn dieser glaubt, im Alleingang Entscheidungen treffen zu können –
und dabei zu Mitteln greift,
die sie für nicht angemessen hält.

In jeder Zelle ist Bewusstsein.
Jede Zelle reagiert –
auf Reize von außen,
auf unsere Gedanken,
aber auch auf unsere klaren Worte.

Auch meine Tochter handelt ähnlich,
wenn sie etwas sucht und nicht findet.
Ein klares Wort an den Gegenstand,
der sich da so erfolgreich versteckt –
und schwupp: Schon ist er da.

Deshalb spreche ich nicht nur mit Dingen,
sondern auch mit den Pflanzen in meiner Wohnung –
oder mit dem Wetter,
wenn ich das Gefühl habe, es braucht ein paar deutliche Worte.

Für mich ist das ein Ausdruck von Verbundenheit.
Eine stille Form der Wertschätzung –
gegenüber allem, was mich umgibt.

Und selbst wenn es irrational erscheinen mag,
schenkt es mir Nähe.
Harmonie.
Und das Gefühl, meinem Körper, meiner Umgebung, meinem Leben nicht einfach ausgeliefert zu sein.

Respekt und Achtsamkeit sind Teil unseres Wesens.
Sie zeigen sich nicht nur im Umgang mit anderen Menschen,
sondern auch in der Beziehung zur sogenannten unbelebten Welt.

Wenn wir achtsam mit Dingen umgehen,
schenken wir ihnen Aufmerksamkeit –
und damit auch Wert.

So entsteht eine stille Verbindung,
die unser Leben bereichert
und unseren Blick schärft
für das Kleine, das Unscheinbare,
das sonst so leicht übersehen wird.

Jedes Mal, wenn ich zu meinem Auto „Danke“ sage,
empfinde ich Zuneigung.
Verbundenheit.
Freude.

Ich mag es, im Dialog zu sein –
mit dem, was mich umgibt.

Ich mag es, mein Bewusstsein zu schärfen
für all die stillen Begleiter meines Alltags –
und zu beobachten,
was geschieht,
wenn ich auch dem scheinbar Unbelebten
meine Wertschätzung schenke.

Es hilft mir, bewusster zu leben.
Es hilft mir, Liebe und Dankbarkeit zu empfinden –
statt Gleichgültigkeit.

Es lehrt mich, selbst das Alltägliche in einem neuen Licht zu sehen.

Manchmal ertappe ich mich dabei,
wie ich einem Gegenstand ein freundliches Wort zuflüstere,
wenn ich ihm gerade besonders dankbar bin.

Und manchmal streiche ich zärtlich über unseren Esstisch,
der aussieht wie ein 27 Jahre alter Tisch.
Ich mag ihn einfach.
Seit 27 Jahren.

Diese kleinen Gesten –
ein Lächeln für meine Zimmerpflanze,
ein Dankeschön an den Regenschirm nach einem Wolkenbruch –
zeigen mir,
wie viel Freude in bewusster Aufmerksamkeit steckt.

Je mehr ich diese Wertschätzung lebe,
desto stärker spüre ich,
wie sie mein Umfeld berührt
– und meine innere Haltung stärkt.

Wer weiß, wie unser Körper reagiert,
wenn wir ihn wie einen Freund behandeln?

Wer weiß, wie unsere Gegenstände es uns danken,
wenn wir ihnen mit echter Achtsamkeit begegnen?

Wenn wir den Gedanken loslassen,
dass es so etwas wie „tote Materie“ überhaupt gibt,
wird es uns leichter fallen,
Verbundenheit zu spüren –
mit allem, was ist.

Und zu lieben –
alles, was ist.

Vielleicht…
wird unser Leben dann zu einem Wunder.

Natürlich spreche ich mit meiner Schreibtischlampe.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen