Mittwoch, 18. Juni 2014
What a wonderful world...
Samstag, 14. Juni 2014
Mit wem gehst du eigentlich durch dein Leben?
Kürzlich stieß ich auf eine interessante Aussage:
Unser Leben ist der Durchschnitt der fünf Menschen, mit denen wir die meiste Zeit verbringen.
Diese Erkenntnis stammt von Jim Rohn, einem der bekanntesten Motivationstrainer Amerikas.
Ein Gedanke, der nachhallt.
Denn plötzlich beginnt man, sich selbst in einem Spiegel zu betrachten,
der nicht nur das eigene Gesicht zeigt,
sondern auch fünf andere.
Wir denken ähnlich wie sie.
Wir haben eine vergleichbare Einstellung zu Arbeit, Familie und Geld.
Wir verdienen in etwa gleich viel.
Sind ähnlich gesund – oder eben nicht.
Und wir sind oft auf erstaunlich ähnliche Weise zufrieden oder unzufrieden mit unserem Leben.
Das gibt zu denken.
Passen wir uns an unser Umfeld an?
Oder wählen wir es unbewusst so, dass es zu uns passt?
„Gleich und Gleich gesellt sich gern“ mag oft zutreffen –
doch ich glaube, die eigentliche Kraft (oder eben auch die Gefahr) liegt in der stillen Anpassung.
Vera F. Birkenbihl erzählte in einem ihrer Vorträge von einem Kollegen,
der ständig die Fälle durcheinanderbrachte:
„Bring mich doch bitte auch einen Kaffee mit.“
Sie sagte: Man muss schon sehr achtsam sein,
um das nicht nach drei Wochen selbst zu sagen –
und sei es aus Versehen.
Diese erstaunliche Anpassungsfähigkeit begegnet uns überall:
Ich erinnere mich an ein Ferienlager,
in dem nach wenigen Tagen kaum noch zu unterscheiden war,
wer Betreuer war und wer Kind.
Die Kinder waren übrigens geistig behindert.
Und doch: Sprache, Verhalten, Tonfall –
alles begann sich anzugleichen.
Ein anderes Beispiel:
Ein trockener Alkoholiker passt plötzlich nicht mehr zu seinem früheren Umfeld –
weil er aus dem Durchschnitt herausgewachsen ist.
Oft steht er dann allein da.
Wir übernehmen Dialekte, Mimik, Gestik, Meinungen –
mit einer Selbstverständlichkeit, die uns gar nicht auffällt.
Und manchmal wachen wir auf und fragen uns:
War das eben wirklich ich?
Es lohnt sich also, einen liebevollen Blick auf unser Umfeld zu werfen:
Wer sind die fünf Menschen, mit denen ich die meiste Zeit verbringe?
Wie leben sie?
Wie denken sie?
Sind sie offen, tolerant, gebildet, liebevoll?
Wachsen sie – oder kreisen sie um sich selbst?
Und vor allem:
Möchte ich so werden wie sie?
Natürlich muss man im Freundeskreis nicht gleich ein Köpferollen veranstalten.
Aber ein wenig Achtsamkeit bei der Wahl unseres täglichen Einflusses
ist vielleicht gut investiert.
Und nicht zuletzt:
Wir können auch selbst anfangen, diesen Kreis zu verändern.
Nicht, indem wir andere zurechtbiegen –
sondern indem wir still vorangehen.
Denn so wie andere auf uns abfärben,
färben auch wir ab.
Freitag, 13. Juni 2014
Ich fühle mich schlecht, und du bist schuld...
Ich erinnere mich an meine Volksschulzeit. In meiner Klasse war ein Mädchen, das aus einer sozial schwachen Familie kam. Die Lehrer mochten sie nicht besonders – und wir Kinder übernahmen diese Haltung, ohne sie zu hinterfragen.
Sie wurde zum Sündenbock. Was immer in der Klasse schiefging – jemand hatte etwas verloren, etwas war kaputt, wir waren zu laut, es roch seltsam – sie war schuld.
Und die Lehrer akzeptierten das meist kommentarlos. Ich verstehe bis heute nicht, warum.
Damals fanden wir das alle praktisch. Wir mussten keine Verantwortung übernehmen. Niemand erklärte uns, was wir dadurch lernten: dass Schuldzuweisung ein legitimer Weg sei, sich selbst zu entlasten.
Auch in unseren Familien lief es oft nicht anders. Wenn Geschwister stritten, lautete die erste Frage:
„Und wer hat angefangen?“
Denn wer anfängt, ist schuld.
Heute heißen sie:
Politiker,
Impfgegner oder Impfbefürworter,
die ungezogenen Kinder.
der gefühllose Partner,
die Schwiegermutter,
die „Andersdenkenden“,
– je nach Lebenslage.
Manchmal genügt es schon, dass jemand eine andere
Meinung hat, die wir nicht verstehen (oder nicht verstehen wollen), damit
Ärger, Wut und Ablehnung aufsteigen.
Doch kein einziges dieser Gefühle entsteht durch den anderen.
Jedes dieser Gefühle ist unsere eigene Entscheidung.
Diese Erkenntnis dämmert oft leise – irgendwo im
Hinterkopf.
Aber sie ist da.
Was immer wir anderen anlasten – ob schlechte
politische Zustände oder das emotionale Chaos in uns – das Muster bleibt
gleich:
Du bist schuld daran, dass ich mich schlecht fühle.
Ich habe diesen Mechanismus bei mir selbst oft
entdeckt.
Manchmal tappe ich fast beiläufig hinein.
Ich urteile über Menschen, die selbst viel urteilen –
und mache dabei exakt dasselbe wie sie.
Ich fühle mich moralisch überlegen –
und verliere dabei meine Klarheit.
Ich erinnere mich an einen Satz aus „Sara und
die Eule“ von Esther und Jerry Hicks:
„Du kannst dich an die Kette des Schmerzes hängen – oder an die Kette der
Freude.“
Ich hänge mich manchmal unbemerkt an die falsche.
Und meist dann, wenn ich glaube, besonders recht zu haben.
Doch Intoleranz bleibt Intoleranz –
egal, aus welcher Richtung sie kommt.
Auch meine Meinung steht nicht über der Meinung
anderer.
Auch meine Wahrheit ist nur ein Aspekt von vielen.
Diese Erkenntnis hat heute in mir gearbeitet.
Und ich habe entschieden:
Ich kehre zurück zur Kette der Freude.
Nicht, weil ich es „sollte“.
Sondern weil es sich so viel leichter lebt.
Weil ich die Verantwortung für meine Gefühle nicht mehr abgeben will.
Und weil ich wieder spüren möchte,
dass Frieden nicht entsteht,
wenn die Welt sich ändert –
sondern wenn ich es tue.
ALOHA! 🌺