Dienstag, 16. November 2021

Die gegenwärtige Politik in Kurzform


Ein Mensch, der sich ein Schnitzel briet,
bemerkte dass es ihm missriet.
Jedoch da er es selbst gebraten,
tat er, als sei es ihm geraten.
Und um sich nicht zu strafen Lügen,
aß er's mit herzlichem Vergnügen.

Eugen Roth


Ja, manchmal reicht ein Gedicht, um eine ganze politische Landschaft zu erklären.
Eugen Roth hätte seine helle Freude an gewissen Regierungsentscheidungen unserer Zeit – und vermutlich Verdauungsprobleme beim Anblick des selbstgebratenen Schnitzels.

Wäre doch gut möglich, dass dem ein oder anderen "Volksvertreter" demnächst sein selbstgebratenes Schnitzel doch nicht so gut bekommt. Würde mich nicht wundern. 
Dem ist nichts hinzuzufügen. 😉





Mittwoch, 7. April 2021

Die Lösung liegt in unseren Händen

Wir leben in einer herausfordernden Zeit.

Ganz gleich, was wir glauben, hoffen oder fürchten –
eines ist gewiss: leicht ist es für niemanden.

Die Flut an Informationen, Meinungen, Warnungen und Urteilen ist laut.
So laut, dass wir manchmal kaum noch wissen, was wahr ist –
und ob es überhaupt noch etwas gibt, das wirklich verlässlich ist.

Wahrheit scheint zu etwas geworden zu sein, das jeder für sich beansprucht.
Und doch fühlt sich vieles hohl an.

Doch gerade inmitten all dessen liegt ein stilles Geschenk:
die Einladung, in die Eigenverantwortung zu gehen.
Nicht zu warten, bis jemand uns erklärt, wie es weitergeht.
Nicht zu hoffen, dass andere für uns entscheiden, was richtig ist.

Sondern still zu werden.
Und uns zu erinnern, wer wir sind.

Denn wir sind nicht machtlos.
Wir sind nicht bloß das Produkt unserer Umstände.
Wir sind schöpferische Wesen.

Unsere Gedanken, unsere Vorstellungen, unser innerer Zustand –
sie formen die Welt, die wir erleben.
Nicht als magischer Wunsch.
Sondern als tiefes Gesetz des Seins.

Angstvolle Gedanken schaffen eine Welt, die Angst spiegelt.
Gedanken der Ohnmacht ziehen Erfahrungen der Ohnmacht an.

Aber wir können wählen.
Jeden Tag. Jeden Moment neu.

Wir können uns eine friedliche, freie, lebensbejahende Welt vorstellen –
und sie in uns entstehen lassen.
Nicht, indem wir das Leid ignorieren.
Sondern indem wir erinnern,
dass unsere innere Haltung die Richtung vorgibt.

Der Weg dorthin ist kein Kampf.
Weder gegen andere, noch gegen uns selbst.
Der Weg ist Erinnerung:
An unsere Würde.
An unsere Freiheit.
An das tiefe Wissen:
Ich bin Schöpfer meines Lebens.

Niemand kann uns die Verantwortung für unser Bewusstsein abnehmen.
Niemand kann für uns im Frieden sein.
Niemand kann für uns das Licht wählen, wenn wir im Schatten bleiben wollen.

Die Lösung kommt nicht von außen.
Sie ist auch kein Geschenk, das uns überreicht wird.

Die Lösung sind wir.

In unserem Denken.
In unserem Fühlen.
In unserem Handeln.
In unserem Sein.

Das, was wir sind, wird sichtbar in der Welt.
Und darum ist jetzt der Moment, uns zu fragen:

Was strahle ich aus?
Was nähre ich mit meiner Aufmerksamkeit?
Welcher Welt gebe ich Raum in mir?

Denn genau daraus wird sie geboren:
die Welt, die wir uns wünschen.





Dienstag, 2. März 2021

Unser Spiegelbild - die große Herausforderung

Hör auf zu versuchen, die Welt zu verändern, da sie nur der Spiegel ist.
Der Versuch des Menschen, die Welt mit Gewalt zu verändern,
ist so fruchtlos wie das Zerbrechen eines Spiegels in der Hoffnung,
sein Gesicht zu verändern.
Verlasse den Spiegel und ändere dein Gesicht.
Lass die Welt in Ruhe
und ändere deine Vorstellung von dir selbst.“

Neville Goddard

Oft scheint es uns einfacher, die Welt zu verändern, als uns selbst.
Und nicht selten glauben wir, sie hätte es nötiger als wir.

Doch die Welt zeigt uns nicht, was wir uns wünschen.
Sie zeigt uns, wer wir sind.

Sie wirft uns – mit stiller Genauigkeit – unser eigenes Spiegelbild zurück:
unsere Überzeugungen, unsere inneren Haltungen, unsere Sicht auf das Leben.
Was wir im Außen erkennen, ist immer nur ein Echo unseres Inneren.

Und oft gefällt uns nicht, was wir sehen.
Wir versuchen, das Bild im Spiegel zu verändern,
ohne unser eigenes Gesicht zu wandeln.

Doch der Spiegel kann nichts anderes zeigen als das, was vor ihm steht.
Wenn wir im Außen etwas erwarten, das wir im Inneren nicht sind,
wird unsere Suche leer bleiben.

Der einzige Weg, das Spiegelbild zu wandeln,
ist, uns selbst zu betrachten – mit Offenheit, mit Güte –
und uns zu fragen:
Was will ich wirklich in die Welt bringen?
Was bin ich bereit, in mir zu verändern?

Wir können uns entscheiden:
für eine liebevolle, gütige, mitfühlende Haltung –
uns selbst gegenüber und allem, was lebt.
Wir können uns entscheiden,
den Frieden in unserem Herzen wachsen zu lassen.

Und eines Tages, ganz leise,
beginnt uns der Spiegel zuzulächeln.


„Ich habe aufgehört, das Spiegelbild zu ändern –
und angefangen, mich selbst zu lieben.
Seitdem lächelt er zurück.“

Samstag, 27. Februar 2021

Wie lenken wir unser Leben?

Wir lenken unser Leben durch unsere Überzeugungen.

Nicht durch das, was wir hoffen.
Nicht durch das, was wir glauben.
Nicht einmal durch das, was wir wissen – oder zu wissen glauben.

Wir lenken unser Leben allein durch das, wovon wir wirklich überzeugt sind.
Denn genau das – und nur das – manifestiert sich in unserer Realität.

Schon Jesus sagte:
„Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr Glauben habt und nicht zweifelt,
so werdet ihr zu diesem Berge sagen: Hebe dich auf und wirf dich ins Meer – und es wird geschehen.“

Wenn wir also einem Berg befehlen, sich ins Meer zu stürzen,
und er steht am nächsten Morgen noch da,
dann denken wir vielleicht:
„Ehrlich gesagt, ich hab’s eh gewusst.“

Und genau das ist der Punkt:
Wir haben diese Realität nie wirklich geglaubt.
Vielleicht gehofft, vielleicht erträumt –
aber nicht gefühlt.

Wir haben aus dem Verstand heraus gehandelt,
eine Realität gelenkt, an deren Verwirklichung wir keinen Augenblick lang wirklich geglaubt haben.

So sieht für viele von uns das bewusste Erschaffen aus:
Wir wünschen – wir hoffen – wir glauben halb. Oder gar nicht.
Und wir verstecken uns hinter einem einzigen schwammigen Wort:

„Irgendwann.“

Irgendwann werde ich glücklich sein.
Irgendwann werde ich gesund sein.
Irgendwann werde ich finanziell frei sein.
Irgendwann wird der richtige Mensch in mein Leben treten.

Doch solange wir unsere Kraft ins „Irgendwann“ verlagern,
halten wir sie fern vom einzigen Moment,
in dem Veränderung geschehen kann:

Jetzt.

Neville Goddard sagte:
„Bewusste Schöpfung beginnt im Gefühl des erfüllten Wunsches.“
Fühle, dass es schon da ist.
Freue dich darüber.
Sei dankbar – jetzt.

Dr. Joe Dispenza nennt Dankbarkeit den „ultimativen Zustand des Empfangens“.

Also:
Bleiben wir in der Freude.
In der Dankbarkeit.
In der Gewissheit, dass alles, was wir sind, bereits genug ist.

Beginnen wir jeden Tag mit einem Jubelschrei und dem Gefühl der Unbesiegbarkeit. Und jeder einzelne unserer Berge wird sich vor unseren Augen ins Meer stürzen.



Freitag, 5. Februar 2021

Meta Morfoss


Heute teile ich mit euch eine wundervolle Geschichte von Peter Hacks.

Meta Morfoss

Meta Morfoss war ein kleines Mädchen, welches die Angewohnheit hatte, sich dauernd zu verwandeln. Manchmal verwandelte sie sich in eine Muschel und lag ganz still im Algenwald und träumte im warmen Unterwasser vor sich hin. Wenn dann die Jungens im Teich tauchten und versuchten, die Muschel an die Oberfläche zu holen, klappte sie ihre Schalen zusammen und sagte ein bisschen furchtsam: »Aber ich bin doch die Meta.«

Oder sie verwandelte sich in einen Engel und flog mit langsamen Flügelschlägen durch den Abend. Dann konnte es vorkommen, dass sie einem Flugzeug begegnete und der Kapitän sehr erstaunt zu sich sagte: »Merkwürdig, hier fliegt ein Engel.« Und er starrte so angestrengt zum Fenster hinaus, dass das Flugzeug zu schwanken anfing. Und Meta rief ihm tröstend hinterher: »Aber ich bin doch die Meta!«

Oder sie verwandelte sich in eine Dampflokomotive und wog 100 Tonnen und raste mit ungeheurem Getöse die Schienen entlang. Es ist doch aber so, dass die Eisenbahnschienen für die ordentlichen Züge bestimmt sind, die mit Gütern oder Reisenden unterwegs sind und die Eisenbahnverwaltung hat schließlich einen genauen Fahrplan ausgerechnet, damit die Züge niemals zusammenstoßen. Die Zugführer erschraken daher nicht wenig, wenn sie auf dem eigenen Geleise eine Lokomotive auf sich zudampfen sahen, die nicht im Fahrplan stand und auch vom Bahnwärter nicht gemeldet war. Natürlich verwandelte sich Meta immer rechtzeitig in das kleine Mädchen zurück, das sie wirklich war, und sie sprang vom Bahndamm und erläuterte mit einem allerhöflichsten Knicks: »Aber ich bin doch die Meta!«

Aber was nützte das denn noch? Wenn es auch mit knapper Not kein Unglück gab, die Zugführer hatten doch einen bösen Schreck bekommen. Man muss also ehrlich zugeben, dass Meta Morfoss den Menschen eine Menge Schwierigkeiten bereitete. Sie meinte es gewiss nicht böse. Nur verwandeln sich eben die meisten Leute sehr selten in eine andere Sache, und, wer das schon unbedingt tun muss, sollte doch gelegentlich darüber nachdenken, ob er nicht stört.

Meta lebte zusammen mit ihren Eltern und einer Tante, die einen Schnurrbart hatte und deswegen Herr Maffrodit hieß, in einem kleinen Haus am Rande des Stadtparks.

Metas Eltern hatten sich an die seltsame Eigenschaft ihrer Tochter schon einigermaßen gewöhnt - seit jenem ersten Mal, wo sie, anstatt eines Säuglings, eine Wärmflasche im Kinderbettchen gefunden hatten, die mit einer glucksenden Gummistimme erklärt hatte: »Binna Meta« (Denn, wie gesagt, Meta war da noch sehr klein gewesen und konnte sich nicht richtiger ausdrücken.) So wunderten sich die Eltern über gar nichts mehr. Ob nun mitten im Wohnzimmer ein Platzregen niederging, oder ob am Tischbein eine Orchidee wuchs, die, in fremdartigen Farben schillernd, ab und zu eine Fliege verspeiste, oder ob auf Herrn Maffrodits Nähtisch eine wollene Socke lag, die vier Meter lang war und nicht einmal mehr einer Giraffe gepasst hätte: Frau und Herr Morfoss wussten längst, dass das die Meta war, und achteten überhaupt nicht darauf.

Übrigens kann es auch ein Fehler sein, wenn man alles schon vorher weiß und auf nichts mehr achtet.

Eines Abends zum Bei­spiel ereignete sich eine ganz ungewöhnliche Geschichte.

Es gab nämlich in der Stadt einen besonders schlecht erzogenen jungen Mann, der sich abscheulicherweise in mondlosen Nächten ein schwarzes Halstuch vors Gesicht band, sich einen Revol­ver (mit dem er zum Glück nicht schießen konnte) in die Tasche steckte und in allein stehende Häuser einbrach, um dort Matchbox-Autos und Brillantringe zu rauben. An dem Abend, von dem wir reden, hatte er beschlossen, bei der Familie  Morfoss einzubrechen.

Herr Morfoss saß eben vor dem Fernseher, Frau Morfoss las in der Zeitung, und Herr Maffrodit, die Tante, strickte eine Socke, die genauso lang war, wie es sich für eine Socke gehört.

Da kam der Einbrecher durchs Fenster gestiegen und sagte: »Das ist ein Überfall. Keiner bewegt sich!« Die Familie glaubte natürlich, dass der Einbrecher Meta sei. Wo gibt es denn so etwas noch, Einbrecher! Herr Morfoss ging in aller Seelenruhe zum Fernsehgerät und stellte eine andere Sendung ein, die leider ebenso langweilig war wie die bisherige; Frau Morfoss hob die Augen gar nicht von ihrer Zeitung, und Herr Maffrodit klapperte weiter mit ihren Nadeln.

Der Einbrecher fuchtelte mit dem Revolver und brüllte: »Hände hoch, sonst wird geschossen!« Niemand kümmerte sich um ihn. Der Einbrecher wurde fast närrisch vor Zorn. Er drückte den Revolver Herrn Morfoss in den Bauch und flüsterte heiser: »Das Geld oder das Leben!«

»Schon gut «, sagte Herr Morfoss geduldig. »du bist ja die Meta.«

Da erkannte der Einbrecher, dass sich niemand vor ihm fürchten wollte. Er ging verwirrt weg. Und er zweifelte an seiner Eignung für diesen Beruf und hängte ihn an den Nagel, und er ist dann, wie wir in Erfahrung gebracht haben, noch ein sehr ordentlicher Autoschlosser geworden.

Zu Hause also ging es Meta so gut oder so schlecht, wie es kleinen Mädchen zu Hause einmal geht. Aber wie ging es in der Schule? Wir sehen gleich, dass das eine wichtige Frage ist, und wir wollen sie beantworten, indem wir die Sache von ihrem Anfang an erzählen.

Der Lehrer, er hieß Herr Dr. Pauli, hatte Meta aufgefordert vorzutragen, was sie über den Himmel wusste. Meta war - das kommt bei kleinen Mädchen gelegentlich vor - in einer schauderhaften Blödellaune. Sie stand auf und äußerte mit todernstem Gesicht den folgenden Unsinn: »Der Himmel ist ein großer, runder, blauer Teller. Der Abend ist eine Schokoladensoße, die, vom Rand her, auf den Teller gekippt wird. Wenn der Teller voll ist, ist Nacht. Am Morgen kommt die Sonne und leckt die Schokolade wieder ab; vermutlich ist sie eine Katze.«

»Was erzählst du uns da!« sagte Herr Dr. Pauli.

»Doch«, sagte Meta, »eigentlich bin ich ganz sicher, dass die Sonne eine Katze ist.«

»Sag einmal«, bemerkte Herr Dr. Pauli trocken, »bist du nicht ein bisschen sehr albern?«

An dieser Stelle des Gesprächs verwandelte sich Meta in den Professor Albert Einstein.

Der Professor Einstein, das muss man hier wissen, lebte vor noch gar nicht so langer Zeit und war ein gütiger alter Herr mit wehenden weißen Haaren. Zugleich war er von allen Gelehrten vor oder nach ihm derjenige, der über Himmelsdinge am besten Bescheid wusste.

Meta - oder Professur Einstein, wie man will - erhob sich sehr würdig, schritt zur Tafel und schrieb mit Kreide ein paar schwierige Ausdrücke darauf, die niemand verstehen konnte, nicht einmal der Lehrer.

Hiernach räusperte sie sich und sprach: »Meine hoch verehrten Damen und Herren! Alle Sterne drehen sich um alle Sterne. Es gibt große und kleine Sterne, helle und dunkle, wichtigere und weniger wichtige, aber es ist keiner unter ihnen, auf den es nicht ankommt. Jeder Stern hat ein bisschen Recht. Und was wir Menschen von den Sternen lernen können, ist, wie nett sie, obgleich jeder ein bisschen Recht hat, sich am Ende miteinander geeinigt haben. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.«

Nachdem sie das gesagt hatte, ergriff sie eine Geige und spielte eine wunderschöne Melodie.

»Sie sind nicht Professor Einstein«. sprach Dr. Pauli, der Lehrer.

»Hoppla«, sagte Meta verdutzt, »woher wissen Sie das?«

»Erstens«, entgegnete Herr Dr. Pauli »ist Professor Einstein leider schon vor einer Weile verstorben, und zweitens, was vielleicht noch bedeutsamer ist, hat er bekanntlich überaus schlecht die Violine gespielt.«

»Nein, nein«, fügte er hinzu, »wer so gut geigt, ist kein Einstein.«

»Stimmt«, gab Meta zu, »was das Geigen anlangt, ist mir ein Schuss Oistrach dazwischengekommen.« »Bleibt also zu klären«, sagte der Lehrer. »wer Sie sind?«

»Aber ich bin doch die Metal« rief Meta. (Wir haben es schon erwähnt: sie meinte es wirklich nicht böse.)

»Dann muss ich allerdings diese Ablenkung vom Gegenstande des Unterrichts in mein Merkbüchlein eintragen«, sagte Herr Dr. Pauli mit Nachdruck.

Er zog das Merkbüchlein aus der Brusttasche. Meta aber, die ihr Betragen so sehr tadelnswert nicht fand, wie sie es wahrscheinlich hätte finden sollen, ärgerte sich darüber, und sie verwandelte sich ganz flink in Dr. Paulis Füllfederhalter.

Sie hatte die Absicht, beim Eintragen einen mächtigen Tintenfleck zu verspritzen. Aber wie erstaunt war sie, als sie merkte, dass der Lehrer gar nichts in das Buch eintrug.

Er tat zwar so, als schriebe er den Namen Meta Morfoss, in Wahrheit jedoch malte er die Buchstaben in die Luft.

Da entdeckte Meta, wie gut Herr Dr. Pauli es mit ihr meinte. Und seit sich dieser Vorfall so begeben hatte, unterließ es Meta, sich während der Schulstunden in irgendetwas oder irgendwen zu verwandeln, so hart es sie auch oft ankam.

Nun lässt sich ja verstehen, dass Meta ihrer Angewohnheit am heftigsten nachgab, sobald die Schule aus war. Sie hatte sich fünf oder sechs oder sogar sieben Stunden lang solche Mühe gegeben, unverwandelt zu bleiben. Im Augenblick, wo sie sich verwandeln durfte, tat sie es meistens sofort.

Und wenn es ihr besonders schwer gefallen war, einfach bloß immer die Meta zu sein, verwandelte sie sich gern in etwas Unangenehmes.

Zum Beispiel fiel ihr - es muss Ende letzten Sommers gewesen sein - ein, sich in ein Krokodil zu verwandeln, das auf der Straße sitzt und die Zähne fletscht. Sie sah wirklich ziemlich fürchterlich aus; denn Krokodile haben sehr lange und gelbe Zähne. Die Fußgänger drückten sich vorsichtig an den Hauswänden entlang, und selbst die Autofahrer machten lieber einen Bogen um das Ungeheuer. Da kam der Müllmann, Herr Karsunke, in seinem Straßenreinigungsfahrzeug des Weges gefahren. Als er das Krokodil sitzen sah, sprach er die folgenden Worte zu sich selber: »Hier stelle ich aber eine deutliche Verunreinigung der Fahrbahn fest.« Und er schwenkte seinen Bagger aus und schaufelte das Krokodil kurzerhand in den Behälter, dorthin, wo der übrige Müll stak.

Aber weil Meta sich in ein Krokodil-das-auf-der-Straße-sitzt-und-die-Zähne-fletscht und nicht in ein Krokodil-das-im-Müllkasten-liegt-und-sich-die-Därme-durchrütteln-läßt verwandelt hatte, blieb sie keine Sekunde lang in dem Auto, sondern saß sogleich wieder, nur ein Stückchen weiter vorn, auf der Straße.

»Was Teufel«, sagte Herr Karsunke zu sich, »noch ein Krokodil?« Er hob auch dieses Krokodil in sein Auto. Und wieder saß Meta ein Stück vor ihm und blickte ihn mit bösen Augen an und fletschte die langen gelben Zähne. Und so ging das denn immer weiter. Und der Vorgang wiederholte sich so oft, dass Herr Karsunke, als er seine Strecke abgefahren hatte, glaubte, er hätte seinen riesengroßen Kasten jetzt bis zum Rand voll mit Krokodilen.

Er fuhr den Schuttberg hinauf und stellte sich mit der Rückseite des Müllautos an dessen Rand. Und dann zog er den Hebel, der die hintere Tür öffnet und die ganze Ladung den Berg hinunterkippt. Doch als er nachsah, war kein einziges Krokodil herausgefallen.

Alles, was da die Halde hinabrollte, war ein bisschen Knüllpapier, einige Sofaspiralen und sechs oder sieben Dachschindeln, die vom letzten Sturm her auf dem Pflaster gelegen hatten. Herr Karsunke, der genau wusste, wie viele Krokodile er aufgesammelt hatte, rieb sich ein paar Mal mit dem Handrücken über die Augen. Das half natürlich auch nichts. Er ging verstört zur Fahrerkabine zurück.

Neben der Fahrerkabine saß ein Krokodil; es fletschte die langen und gelben Zähne und sagte entschuldigend: »Aber ich bin doch die Meta!« »Wenn das so ist ...«, versetzte Herr Karsunke, »werde ich mich bei deinen Eltern beschweren.«

Und noch desselbigen Tages, nachdem er sich gewaschen und zwei Stullen gegessen hatte, ging Herr Karsunke zum Hause der Familie Morfoss und läutete an der Tür. Die Tante öffnete ihm.

»Karsunke«, sagte der Müllmann mit einer Verbeugung.

»Maffrodit«, stellte sich die Tante ihrerseits vor.

»Nun«, sagte der Müllmann. »um ein Wort von Mann zu Mann zu reden ... «

»Von Mann zu Frau«, unterbrach ihn die Tante und zwirbelte ihren Schnurrbart. »Entschuldigen Sie, Frau Maffrodit«, sagte der Müllmann. »Herr Maffrodit bitte«, verbesserte die Tante.

»Also Herr Maffrodit«, sagte der Müllmann, »von Mann zu Frau, oder sagen wir vielleicht lieber: Ganz unter uns zwei beiden, ich habe eine Beschwerde über ihr Fräulein Nichte vorzutragen.«

»Kommen Sie nur ruhig herein«, sagte die Tante. »Der Lehrer Pauli ist auch schon drin, es ist ein Abwasch.«

Herr Karsunke folgte Herrn Maffrodit ins Wohnzimmer, und Frau und Herr Morfoss und Herr Dr. Pauli gaben ihm die Hand, und Herr Morfoss brachte ein paar Flaschen Bier, und dann saßen sie alle um den Tisch herum und redeten über Meta.

»Ich weiß nicht, von wem sie das hat«, sagte Frau Morfoss.

»Geerbt kann sie es nicht haben; denn weder mein Mann noch ich haben jemals die mindeste Lust verspürt, uns in allerlei fremdes Zeug zu verwandeln. Beigebracht haben wir es ihr natürlich auch nicht.«

»Kinder kommen eben manchmal auf Ideen«, sagte Herr Morfoss.

»Ich muss bestätigen«, erklärte Herr Dr. Pauli, »dass sie sich meistens recht rücksichtsvoll verhält.« »Außer wenn sie ein Krokodil ist«, rief Herr Karsunke.

»Zugegeben«, sagte der Lehrer. »Das geht entschieden zu weit.«

»Sie ist hässlich«, sagte Herr Karsunke.

»Außer wenn sie ein Engel ist«, widersprach Frau Morfoss.

»Wie?« fragte der Müllmann, »sie ist auch gelegentlich ein Engel?«

Frau Morfoss beteuerte es.

»Aber dann liegt der Fall ja noch schlimmer, als ich dachte« sagte der Müllmann. »Wenn sie stets ein Krokodil wäre, wüsste man wenigstens mit der Zeit, woran man ist. Ein Krokodil, das ist nicht das Ärgste. Aber nun auch noch ein Engel!«

»Was haben Sie gegen Engel?« erkundigte sich der Lehrer.

»Gar nichts«, sagte Herr Karsunke, »im Gegenteil, ich finde Engel ausgesprochen niedlich, ich verlange nur eins: Dass sie sich endlich entscheidet, wer sie sein will, damit man sich daran gewöhnen kann.«

»Wir haben uns auch so daran gewöhnt«, sagte Herr Morfoss.

»Es ist doch ganz klar, wer sie ist«, sagte Frau Morfoss.

»Sie ist doch die Meta.«Hier erhob sich Herr Maffrodit, die Tante.

»Natürlich muss man verhindern, dass sie dumme Streiche macht«, sagte sie. »Aber im übrigen glaube ich nicht, dass man viel an ihr ändern kann. Und wenn ich es zum Beispiel könnte, wüsste ich gar nicht, wo ich das Recht dazu hernehmen sollte.«

Danach schwiegen sie eine Weile.

Und dann ging Herr Morfoss in die Speisekammer und holte noch ein paar Flaschen Bier, und die tranken sie zusammen aus und sprachen von Dingen, die minder erwähnenswert sind und die wir deshalb auch keineswegs erwähnen wollen.

Und darum sieht es so aus, als würde Meta Morfoss nicht aufhören, sich zu verwandeln: In einen Felsen oder in einen Goldfisch oder in irgendetwas, auf das wir jetzt gar nicht kommen.

Vielleicht eines Tages, wenn wir in aller Gemütlichkeit ein Buch lesen, kann geschehen, dass wir das Buch aufschlagen und es überraschenderweise in sehr artigem Tone zu uns sagt: »Aber ich bin doch die Meta!«

Denn möglich ist ja mehr, als wir oft denken.

Peter Hacks

Montag, 1. Februar 2021

Morgengesang der Seele

Danke für mein freudiges Erwachen
im Licht dieses neuen Tages,
der nun vor mir liegt
und das Potential hat,
der beste meines bisherigen Lebens zu werden.

Danke dafür, dass alles,
was noch nicht in der göttlichen Ordnung schwingt,
in Liebe berührt
und geheilt werden darf.

Danke für die Freiheit,
heute nur Entscheidungen zu treffen,
die auf Liebe und Vertrauen beruhen
und mir und dem Leben dienen.

Danke für das spielerische, leichte Gelingen
meiner Träume, Pläne und Absichten.
Ich bin geführt, gehalten, gesegnet.

Danke, dass ich an Wunder glauben darf,
und dass die göttliche Fülle meine Realität ist –
nicht in ferner Zukunft,
sondern hier und jetzt,
in der atmenden Gegenwart.

Danke, dass alles, was ich wünsche und brauche,
zum bestmöglichen Zeitpunkt in meine Hände fällt – 
genau dann, wenn mein Herz dafür bereit ist.

Danke für die Kraft meines Körpers,
sich immer wieder selbst zu heilen,
und für die Jugend, die in mir nie vergeht –
weil sie göttliches Licht ist,
nicht eine Anzahl gelebter Jahre.

Danke, dass ich mich selbst mit den Augen der Liebe sehen darf,
so wie der Schöpfer mich sieht:
schön, vollkommen und ewig.

Danke für mein unvergängliches Sein
und für meine Einzigartigkeit
in der göttlichen Schöpfung.

Aus dem höchsten göttlichen Licht der Liebe
möge der goldene Regen des Segens, 
des Schutzes und der Heilung
durch mich fließen
und alles berühren, 
womit ich sichtbar oder unsichtbar verbunden bin,
und möge ich in jedem Augenblick meines Lebens
ein Quell der Liebe, Güte und Freude sein.