Samstag, 27. Februar 2021

Wie lenken wir unser Leben?

Wir lenken unser Leben mit unseren Überzeugungen. Nicht mit dem, was wir hoffen, nicht mit dem, was wir glauben, ja nicht einmal mit dem, was wir wissen oder zu wissen glauben. Wir lenken unser Leben einzig und allein mit unseren Überzeugungen. Das, wovon wir überzeugt sind, manifestiert sich in unserem Leben. Und zwar NUR das! 

Schon Jesus sagte: " Wahrlich ich sage euch: So ihr Glauben habt und nicht zweifelt, so ihr werdet sagen zu diesem Berge: Hebe dich auf und wirf dich ins Meer! so wird's geschehen." 

Wenn wir nun einem Berg befehlen, sich ins Meer zu stürzen, und wir blicken am nächsten Morgen aus dem Fenster, und der Berg steht immer noch da, so sagen wir uns ohne große Enttäuschung: "Im Grunde genommen hab ich das gestern schon gewusst, dass dieser Berg heute noch da sein wird." Somit überrascht uns die Situation nicht, denn wir haben ohnedies vom ersten Augenblick an das Bewusstsein des Misslingens in uns getragen. Wir haben aus dem Verstand heraus gehandelt. Wir haben etwas vollkommen Sinnbefreites getan, indem wir eine Lenkung der Realität vorgenommen haben, an deren Gelingen wir keinen Augenblick lang wirklich geglaubt haben. 

So sieht unsere Realitätsgestaltung sehr häufig aus. Wir wünschen, wir hoffen, wir glauben. Und dazu verstecken wir uns hinter "IRGENDWANN". Irgendwann muss es doch funktionieren. Irgendwann erfüllen sich meine Wünsche. Irgendwann werde ich genügend Geld haben, wird meine Gesundheit wiederhergestellt sein, werde ich den optimalen Partner finden, werde ich glücklich sein... IRGENDWANN!  Damit verschieben wir die Erfüllung unserer Wünsche auf ein unbestimmtes IRGENDWANN! Und wir brauchen nicht die Verantwortung dafür zu übernehmen, wenn der Berg heute immer noch da ist. Denn für HEUTE haben wir ja gar keine Lösung erwartet.

Neville Goddard  sagt, dass bewusste Schöpfung nur aus dem Gefühl des erfüllten Wunsches heraus funktioniert. Fühle, dass du es schon hast! Freu dich darüber! Sei dankbar dafür! 

Dr. Joe Dispenza sagt: "Dankbarkeit ist der ultimative Zustand des Empfangens!"

Bleiben wir im Gefühl der Freude, des Glücks, der Begeisterung. Lassen wir Dankbarkeit und Vertrauen durch unseren ganzen Körper fließen. Beginnen wir jeden Morgen mit einem Jubelschrei und dem Gefühl der Unbesiegbarkeit!

Und jeder einzelne unserer Berge wird sich vor unseren Augen ins Meer stürzen.


Freitag, 5. Februar 2021

Meta Morfoss


Heute teile ich mit euch eine wundervolle Geschichte von Peter Hacks.

Meta Morfoss

Meta Morfoss war ein kleines Mädchen, welches die Angewohnheit hatte, sich dauernd zu verwandeln. Manchmal verwandelte sie sich in eine Muschel und lag ganz still im Algenwald und träumte im warmen Unterwasser vor sich hin. Wenn dann die Jungens im Teich tauchten und versuchten, die Muschel an die Oberfläche zu holen, klappte sie ihre Schalen zusammen und sagte ein bisschen furchtsam: »Aber ich bin doch die Meta.«

Oder sie verwandelte sich in einen Engel und flog mit langsamen Flügelschlägen durch den Abend. Dann konnte es vorkommen, dass sie einem Flugzeug begegnete und der Kapitän sehr erstaunt zu sich sagte: »Merkwürdig, hier fliegt ein Engel.« Und er starrte so angestrengt zum Fenster hinaus, dass das Flugzeug zu schwanken anfing. Und Meta rief ihm tröstend hinterher: »Aber ich bin doch die Meta!«

Oder sie verwandelte sich in eine Dampflokomotive und wog 100 Tonnen und raste mit ungeheurem Getöse die Schienen entlang. Es ist doch aber so, dass die Eisenbahnschienen für die ordentlichen Züge bestimmt sind, die mit Gütern oder Reisenden unterwegs sind und die Eisenbahnverwaltung hat schließlich einen genauen Fahrplan ausgerechnet, damit die Züge niemals zusammenstoßen. Die Zugführer erschraken daher nicht wenig, wenn sie auf dem eigenen Geleise eine Lokomotive auf sich zudampfen sahen, die nicht im Fahrplan stand und auch vom Bahnwärter nicht gemeldet war. Natürlich verwandelte sich Meta immer rechtzeitig in das kleine Mädchen zurück, das sie wirklich war, und sie sprang vom Bahndamm und erläuterte mit einem allerhöflichsten Knicks: »Aber ich bin doch die Meta!«

Aber was nützte das denn noch? Wenn es auch mit knapper Not kein Unglück gab, die Zugführer hatten doch einen bösen Schreck bekommen. Man muss also ehrlich zugeben, dass Meta Morfoss den Menschen eine Menge Schwierigkeiten bereitete. Sie meinte es gewiss nicht böse. Nur verwandeln sich eben die meisten Leute sehr selten in eine andere Sache, und, wer das schon unbedingt tun muss, sollte doch gelegentlich darüber nachdenken, ob er nicht stört.

Meta lebte zusammen mit ihren Eltern und einer Tante, die einen Schnurrbart hatte und deswegen Herr Maffrodit hieß, in einem kleinen Haus am Rande des Stadtparks.

Metas Eltern hatten sich an die seltsame Eigenschaft ihrer Tochter schon einigermaßen gewöhnt - seit jenem ersten Mal, wo sie, anstatt eines Säuglings, eine Wärmflasche im Kinderbettchen gefunden hatten, die mit einer glucksenden Gummistimme erklärt hatte: »Binna Meta« (Denn, wie gesagt, Meta war da noch sehr klein gewesen und konnte sich nicht richtiger ausdrücken.) So wunderten sich die Eltern über gar nichts mehr. Ob nun mitten im Wohnzimmer ein Platzregen niederging, oder ob am Tischbein eine Orchidee wuchs, die, in fremdartigen Farben schillernd, ab und zu eine Fliege verspeiste, oder ob auf Herrn Maffrodits Nähtisch eine wollene Socke lag, die vier Meter lang war und nicht einmal mehr einer Giraffe gepasst hätte: Frau und Herr Morfoss wussten längst, dass das die Meta war, und achteten überhaupt nicht darauf.

Übrigens kann es auch ein Fehler sein, wenn man alles schon vorher weiß und auf nichts mehr achtet.

Eines Abends zum Bei­spiel ereignete sich eine ganz ungewöhnliche Geschichte.

Es gab nämlich in der Stadt einen besonders schlecht erzogenen jungen Mann, der sich abscheulicherweise in mondlosen Nächten ein schwarzes Halstuch vors Gesicht band, sich einen Revol­ver (mit dem er zum Glück nicht schießen konnte) in die Tasche steckte und in allein stehende Häuser einbrach, um dort Matchbox-Autos und Brillantringe zu rauben. An dem Abend, von dem wir reden, hatte er beschlossen, bei der Familie  Morfoss einzubrechen.

Herr Morfoss saß eben vor dem Fernseher, Frau Morfoss las in der Zeitung, und Herr Maffrodit, die Tante, strickte eine Socke, die genauso lang war, wie es sich für eine Socke gehört.

Da kam der Einbrecher durchs Fenster gestiegen und sagte: »Das ist ein Überfall. Keiner bewegt sich!« Die Familie glaubte natürlich, dass der Einbrecher Meta sei. Wo gibt es denn so etwas noch, Einbrecher! Herr Morfoss ging in aller Seelenruhe zum Fernsehgerät und stellte eine andere Sendung ein, die leider ebenso langweilig war wie die bisherige; Frau Morfoss hob die Augen gar nicht von ihrer Zeitung, und Herr Maffrodit klapperte weiter mit ihren Nadeln.

Der Einbrecher fuchtelte mit dem Revolver und brüllte: »Hände hoch, sonst wird geschossen!« Niemand kümmerte sich um ihn. Der Einbrecher wurde fast närrisch vor Zorn. Er drückte den Revolver Herrn Morfoss in den Bauch und flüsterte heiser: »Das Geld oder das Leben!«

»Schon gut «, sagte Herr Morfoss geduldig. »du bist ja die Meta.«

Da erkannte der Einbrecher, dass sich niemand vor ihm fürchten wollte. Er ging verwirrt weg. Und er zweifelte an seiner Eignung für diesen Beruf und hängte ihn an den Nagel, und er ist dann, wie wir in Erfahrung gebracht haben, noch ein sehr ordentlicher Autoschlosser geworden.

Zu Hause also ging es Meta so gut oder so schlecht, wie es kleinen Mädchen zu Hause einmal geht. Aber wie ging es in der Schule? Wir sehen gleich, dass das eine wichtige Frage ist, und wir wollen sie beantworten, indem wir die Sache von ihrem Anfang an erzählen.

Der Lehrer, er hieß Herr Dr. Pauli, hatte Meta aufgefordert vorzutragen, was sie über den Himmel wusste. Meta war - das kommt bei kleinen Mädchen gelegentlich vor - in einer schauderhaften Blödellaune. Sie stand auf und äußerte mit todernstem Gesicht den folgenden Unsinn: »Der Himmel ist ein großer, runder, blauer Teller. Der Abend ist eine Schokoladensoße, die, vom Rand her, auf den Teller gekippt wird. Wenn der Teller voll ist, ist Nacht. Am Morgen kommt die Sonne und leckt die Schokolade wieder ab; vermutlich ist sie eine Katze.«

»Was erzählst du uns da!« sagte Herr Dr. Pauli.

»Doch«, sagte Meta, »eigentlich bin ich ganz sicher, dass die Sonne eine Katze ist.«

»Sag einmal«, bemerkte Herr Dr. Pauli trocken, »bist du nicht ein bisschen sehr albern?«

An dieser Stelle des Gesprächs verwandelte sich Meta in den Professor Albert Einstein.

Der Professor Einstein, das muss man hier wissen, lebte vor noch gar nicht so langer Zeit und war ein gütiger alter Herr mit wehenden weißen Haaren. Zugleich war er von allen Gelehrten vor oder nach ihm derjenige, der über Himmelsdinge am besten Bescheid wusste.

Meta - oder Professur Einstein, wie man will - erhob sich sehr würdig, schritt zur Tafel und schrieb mit Kreide ein paar schwierige Ausdrücke darauf, die niemand verstehen konnte, nicht einmal der Lehrer.

Hiernach räusperte sie sich und sprach: »Meine hoch verehrten Damen und Herren! Alle Sterne drehen sich um alle Sterne. Es gibt große und kleine Sterne, helle und dunkle, wichtigere und weniger wichtige, aber es ist keiner unter ihnen, auf den es nicht ankommt. Jeder Stern hat ein bisschen Recht. Und was wir Menschen von den Sternen lernen können, ist, wie nett sie, obgleich jeder ein bisschen Recht hat, sich am Ende miteinander geeinigt haben. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.«

Nachdem sie das gesagt hatte, ergriff sie eine Geige und spielte eine wunderschöne Melodie.

»Sie sind nicht Professor Einstein«. sprach Dr. Pauli, der Lehrer.

»Hoppla«, sagte Meta verdutzt, »woher wissen Sie das?«

»Erstens«, entgegnete Herr Dr. Pauli »ist Professor Einstein leider schon vor einer Weile verstorben, und zweitens, was vielleicht noch bedeutsamer ist, hat er bekanntlich überaus schlecht die Violine gespielt.«

»Nein, nein«, fügte er hinzu, »wer so gut geigt, ist kein Einstein.«

»Stimmt«, gab Meta zu, »was das Geigen anlangt, ist mir ein Schuss Oistrach dazwischengekommen.« »Bleibt also zu klären«, sagte der Lehrer. »wer Sie sind?«

»Aber ich bin doch die Metal« rief Meta. (Wir haben es schon erwähnt: sie meinte es wirklich nicht böse.)

»Dann muss ich allerdings diese Ablenkung vom Gegenstande des Unterrichts in mein Merkbüchlein eintragen«, sagte Herr Dr. Pauli mit Nachdruck.

Er zog das Merkbüchlein aus der Brusttasche. Meta aber, die ihr Betragen so sehr tadelnswert nicht fand, wie sie es wahrscheinlich hätte finden sollen, ärgerte sich darüber, und sie verwandelte sich ganz flink in Dr. Paulis Füllfederhalter.

Sie hatte die Absicht, beim Eintragen einen mächtigen Tintenfleck zu verspritzen. Aber wie erstaunt war sie, als sie merkte, dass der Lehrer gar nichts in das Buch eintrug.

Er tat zwar so, als schriebe er den Namen Meta Morfoss, in Wahrheit jedoch malte er die Buchstaben in die Luft.

Da entdeckte Meta, wie gut Herr Dr. Pauli es mit ihr meinte. Und seit sich dieser Vorfall so begeben hatte, unterließ es Meta, sich während der Schulstunden in irgendetwas oder irgendwen zu verwandeln, so hart es sie auch oft ankam.

Nun lässt sich ja verstehen, dass Meta ihrer Angewohnheit am heftigsten nachgab, sobald die Schule aus war. Sie hatte sich fünf oder sechs oder sogar sieben Stunden lang solche Mühe gegeben, unverwandelt zu bleiben. Im Augenblick, wo sie sich verwandeln durfte, tat sie es meistens sofort.

Und wenn es ihr besonders schwer gefallen war, einfach bloß immer die Meta zu sein, verwandelte sie sich gern in etwas Unangenehmes.

Zum Beispiel fiel ihr - es muss Ende letzten Sommers gewesen sein - ein, sich in ein Krokodil zu verwandeln, das auf der Straße sitzt und die Zähne fletscht. Sie sah wirklich ziemlich fürchterlich aus; denn Krokodile haben sehr lange und gelbe Zähne. Die Fußgänger drückten sich vorsichtig an den Hauswänden entlang, und selbst die Autofahrer machten lieber einen Bogen um das Ungeheuer. Da kam der Müllmann, Herr Karsunke, in seinem Straßenreinigungsfahrzeug des Weges gefahren. Als er das Krokodil sitzen sah, sprach er die folgenden Worte zu sich selber: »Hier stelle ich aber eine deutliche Verunreinigung der Fahrbahn fest.« Und er schwenkte seinen Bagger aus und schaufelte das Krokodil kurzerhand in den Behälter, dorthin, wo der übrige Müll stak.

Aber weil Meta sich in ein Krokodil-das-auf-der-Straße-sitzt-und-die-Zähne-fletscht und nicht in ein Krokodil-das-im-Müllkasten-liegt-und-sich-die-Därme-durchrütteln-läßt verwandelt hatte, blieb sie keine Sekunde lang in dem Auto, sondern saß sogleich wieder, nur ein Stückchen weiter vorn, auf der Straße.

»Was Teufel«, sagte Herr Karsunke zu sich, »noch ein Krokodil?« Er hob auch dieses Krokodil in sein Auto. Und wieder saß Meta ein Stück vor ihm und blickte ihn mit bösen Augen an und fletschte die langen gelben Zähne. Und so ging das denn immer weiter. Und der Vorgang wiederholte sich so oft, dass Herr Karsunke, als er seine Strecke abgefahren hatte, glaubte, er hätte seinen riesengroßen Kasten jetzt bis zum Rand voll mit Krokodilen.

Er fuhr den Schuttberg hinauf und stellte sich mit der Rückseite des Müllautos an dessen Rand. Und dann zog er den Hebel, der die hintere Tür öffnet und die ganze Ladung den Berg hinunterkippt. Doch als er nachsah, war kein einziges Krokodil herausgefallen.

Alles, was da die Halde hinabrollte, war ein bisschen Knüllpapier, einige Sofaspiralen und sechs oder sieben Dachschindeln, die vom letzten Sturm her auf dem Pflaster gelegen hatten. Herr Karsunke, der genau wusste, wie viele Krokodile er aufgesammelt hatte, rieb sich ein paar Mal mit dem Handrücken über die Augen. Das half natürlich auch nichts. Er ging verstört zur Fahrerkabine zurück.

Neben der Fahrerkabine saß ein Krokodil; es fletschte die langen und gelben Zähne und sagte entschuldigend: »Aber ich bin doch die Meta!« »Wenn das so ist ...«, versetzte Herr Karsunke, »werde ich mich bei deinen Eltern beschweren.«

Und noch desselbigen Tages, nachdem er sich gewaschen und zwei Stullen gegessen hatte, ging Herr Karsunke zum Hause der Familie Morfoss und läutete an der Tür. Die Tante öffnete ihm.

»Karsunke«, sagte der Müllmann mit einer Verbeugung.

»Maffrodit«, stellte sich die Tante ihrerseits vor.

»Nun«, sagte der Müllmann. »um ein Wort von Mann zu Mann zu reden ... «

»Von Mann zu Frau«, unterbrach ihn die Tante und zwirbelte ihren Schnurrbart. »Entschuldigen Sie, Frau Maffrodit«, sagte der Müllmann. »Herr Maffrodit bitte«, verbesserte die Tante.

»Also Herr Maffrodit«, sagte der Müllmann, »von Mann zu Frau, oder sagen wir vielleicht lieber: Ganz unter uns zwei beiden, ich habe eine Beschwerde über ihr Fräulein Nichte vorzutragen.«

»Kommen Sie nur ruhig herein«, sagte die Tante. »Der Lehrer Pauli ist auch schon drin, es ist ein Abwasch.«

Herr Karsunke folgte Herrn Maffrodit ins Wohnzimmer, und Frau und Herr Morfoss und Herr Dr. Pauli gaben ihm die Hand, und Herr Morfoss brachte ein paar Flaschen Bier, und dann saßen sie alle um den Tisch herum und redeten über Meta.

»Ich weiß nicht, von wem sie das hat«, sagte Frau Morfoss.

»Geerbt kann sie es nicht haben; denn weder mein Mann noch ich haben jemals die mindeste Lust verspürt, uns in allerlei fremdes Zeug zu verwandeln. Beigebracht haben wir es ihr natürlich auch nicht.«

»Kinder kommen eben manchmal auf Ideen«, sagte Herr Morfoss.

»Ich muss bestätigen«, erklärte Herr Dr. Pauli, »dass sie sich meistens recht rücksichtsvoll verhält.« »Außer wenn sie ein Krokodil ist«, rief Herr Karsunke.

»Zugegeben«, sagte der Lehrer. »Das geht entschieden zu weit.«

»Sie ist hässlich«, sagte Herr Karsunke.

»Außer wenn sie ein Engel ist«, widersprach Frau Morfoss.

»Wie?« fragte der Müllmann, »sie ist auch gelegentlich ein Engel?«

Frau Morfoss beteuerte es.

»Aber dann liegt der Fall ja noch schlimmer, als ich dachte« sagte der Müllmann. »Wenn sie stets ein Krokodil wäre, wüsste man wenigstens mit der Zeit, woran man ist. Ein Krokodil, das ist nicht das Ärgste. Aber nun auch noch ein Engel!«

»Was haben Sie gegen Engel?« erkundigte sich der Lehrer.

»Gar nichts«, sagte Herr Karsunke, »im Gegenteil, ich finde Engel ausgesprochen niedlich, ich verlange nur eins: Dass sie sich endlich entscheidet, wer sie sein will, damit man sich daran gewöhnen kann.«

»Wir haben uns auch so daran gewöhnt«, sagte Herr Morfoss.

»Es ist doch ganz klar, wer sie ist«, sagte Frau Morfoss.

»Sie ist doch die Meta.«Hier erhob sich Herr Maffrodit, die Tante.

»Natürlich muss man verhindern, dass sie dumme Streiche macht«, sagte sie. »Aber im übrigen glaube ich nicht, dass man viel an ihr ändern kann. Und wenn ich es zum Beispiel könnte, wüsste ich gar nicht, wo ich das Recht dazu hernehmen sollte.«

Danach schwiegen sie eine Weile.

Und dann ging Herr Morfoss in die Speisekammer und holte noch ein paar Flaschen Bier, und die tranken sie zusammen aus und sprachen von Dingen, die minder erwähnenswert sind und die wir deshalb auch keineswegs erwähnen wollen.

Und darum sieht es so aus, als würde Meta Morfoss nicht aufhören, sich zu verwandeln: In einen Felsen oder in einen Goldfisch oder in irgendetwas, auf das wir jetzt gar nicht kommen.

Vielleicht eines Tages, wenn wir in aller Gemütlichkeit ein Buch lesen, kann geschehen, dass wir das Buch aufschlagen und es überraschenderweise in sehr artigem Tone zu uns sagt: »Aber ich bin doch die Meta!«

Denn möglich ist ja mehr, als wir oft denken.

Peter Hacks