Montag, 16. Juni 2025

Im Einklang mit dir und der Welt

Daniel, einer meiner genialsten Lehrer während einer Ausbildung, sagte einst zu mir:

„Wenn du mit dir und deiner Umwelt vollkommen im Reinen bist, dann sticht dich nicht einmal eine Mücke.“

Diese Worte sind zugleich Einladung und Herausforderung – und ich habe lange darüber nachgedacht.
Obwohl ich Daniel vor mehr als 30 Jahren zum letzten Mal gesehen habe, sind sie mir nie aus dem Herzen verschwunden.

Natürlich könnte man diesen Satz als Metapher deuten – als philosophische Betrachtung.
Man könnte sagen: Wer Ruhe und Gelassenheit kultiviert, entzieht allen Ärgernissen die Macht über sich.
Oder man könnte die Mücke als Symbol für die kleinen Widrigkeiten des Lebens sehen.

Aber so hat Daniel das nicht gemeint.
Seine Aussage ging weit über das Symbolische hinaus – er meinte es wörtlich.
Er wollte zeigen, dass unsere äußeren Umstände unmittelbar mit unserem inneren Erleben verbunden sind.

„Wenn du mit dir und deiner Umwelt vollkommen im Reinen bist, dann sticht dich nicht einmal eine Mücke.“

Die Tragweite dieses Satzes ist gewaltig.
Daniel wollte sagen: Es ist unser inneres Nein zu uns selbst und zum Leben, das die Widrigkeiten in unser Erleben zieht.
Wir bekommen nicht, was wir uns wünschen.
Wir bekommen, was wir sind.

Unsere innere Haltung formt unsere äußere Welt – ob wir das wollen oder nicht.
Das Leben sagt nicht:
„Oh, du versinkst gerade in Groll und Unzufriedenheit. Ich schenke dir zur Aufmunterung fünf mückenfreie Tage.“
Sondern eher:
„Ah, du hast Ärger, Groll, vielleicht sogar Wut gewählt? Gerne. Ich helfe dir, das aufrechtzuerhalten. Und falls du noch etwas drauflegen möchtest – ich hätte da auch noch ein paar Wespen im Programm.“

Das Leben reflektiert unser So-Sein.
Wir bekommen mehr von dem, was wir ausstrahlen.

Wenn das so ist –
wäre es dann nicht klüger, mit sich und der Welt im Reinen zu sein?

Doch wie gelingt das?

Vielleicht beginnt es damit, sich selbst anzunehmen –
nicht erst, wenn man perfekt ist.
Sondern gerade dann, wenn man es nicht ist.

Vielleicht bedeutet es, auch im Unvollkommenen in der Liebe zu bleiben.
Nicht ständig zu schauen, was fehlt –
sondern dankbar wahrzunehmen, was ist.

Daniel hat eine tiefe Wahrheit ausgesprochen:
Das Leben ist ein Spiegel.
Unsere äußere Welt zeigt uns unseren inneren Zustand.

Und wenn wir uns entscheiden, uns selbst und unsere Umwelt radikal zu lieben –
dann, so sagte Daniel ebenfalls,
werden wir – selbst wenn unser Flugzeug abstürzt – nicht darin sitzen.




Wenn ich vor fünf Uhr morgens beginne, zu denken...

Was ist eigentlich Bewusstsein?

Diese Frage klingt harmlos – bis man sie wirklich stellt.

Denn wer eine klare Antwort sucht, muss sich auf etwas gefasst machen:
ein gedankliches Labyrinth mit hundert Türen, aber kaum einer, die wirklich ins Freie führt.

Wie immer, wenn ich solch knifflige Fragen beantwortet haben möchte,
habe ich das Internet befragt.
Ich habe es durchforstet, durchklickt, durchgoogelt –
und wurde mit einem Feuerwerk an Definitionen belohnt,
so bunt und exotisch,
dass mir fast schwindlig wurde.
Ein wahres Fest der Vielfalt –
aber leider nur ein kleines Flämmchen an Klarheit.

Für mich selbst fühlt sich Bewusstsein wie eine Mischung an:
Ein Ich-Bewusstsein – diese tief verankerte Gewissheit, dass „ich bin“ –
verknüpft mit der Summe meiner gemachten Erfahrungen.
Aber selbst dieses „Ich bin“ ist trügerisch einfach.
Ein harmloser Satz, der ganze Generationen von Philosophen beschäftigt hat.
Denn was heißt das schon – ich bin?

Und kaum denkt man, man hätte es verstanden,
merkt man: Dieses „Ich bin“ hängt untrennbar mit dem Erlebten zusammen –
mit allem, was ich erfahren habe, und mit dem, was ich für mich halte.
Und damit landen wir…
wieder beim „Ich bin“.

Eines jedenfalls scheint sicher:
„Ich bin“ ist ein Privileg.
Denn das Gegenteil wäre „Ich bin nicht“.
Und das ist schwer vorstellbar –
schwerer noch als das „Ich bin“.
Denn „Ich bin nicht“ hieße:
Ich bin in der Schöpfung gar nicht vorgesehen.
Nicht einmal als Möglichkeit.
Denn jede Möglichkeit setzt immerhin ein „Ich bin“ voraus –
zumindest irgendwie, irgendwo.

Und so stellt sich die Frage:
Wovon hängt es ab, ob ich bin oder nicht bin?
Ist „alles, was ist“ dasselbe wie "alles, was nicht ist" –
nur aus einer anderen Perspektive?

Und was bedeutet „Ich bin“ dann überhaupt?
Wenn ich diesen Gedanken weiterdenke,
bin ich mir meines „Ich bin“ plötzlich gar nicht mehr so sicher.
Vielleicht bin ich ja auch ein „Ich bin nicht“,
das bloß glaubt, es sei ein „Ich bin“.

Und spätestens hier weiß ich:
Ich habe mich verstrickt in meinen eigenen Gedanken.
Aber nicht verloren.
Denn vielleicht besteht Bewusstsein genau daraus:
Denken, Staunen, Lächeln – und weitermachen.



Sonntag, 15. Juni 2025

Umweltengel mit Plastikflügeln

Es ist schon erstaunlich, wie leichtfertig die Menschen mit der Umwelt umgehen. Als hätten wir irgendwo eine Reserve-Erde in petto, die wir nur hervorholen müssen, wenn wir diese hier gründlich ruiniert haben.

Kürzlich erzählte mir eine Bekannte, sie habe für ihre Kinder im Garten ein Planschbecken aufgestellt. Was soll ich sagen? Plastik! Natürlich Plastik!

Meine Nachbarin gestern – ich traute meinen Augen nicht. Eine Plastikeinkaufstüte! Niemals – unter gar keinen Umständen – würde ich so etwas verwenden.

Ich weiß schließlich, was ich der Umwelt schuldig bin. Ich persönlich kaufe kein Plastik. Punkt. Ich verzichte auf Plastiktüten, trinke kein Wasser aus PET_Flaschen und habe eine ausgesprochen kritische Haltung gegenüber allem, was irgendwie nach Erdöl riecht. Zumindest meistens. Wobei... also gut... fast immer.

Neulich kam meine Freundin zu Besuch. Und was ragte da frech aus ihrer Tasche? Eine Plastikflasche. Ich schüttelte leise den Kopf, wollte diese Umweltsünde jedoch großzügig unerwähnt lassen. Aber da sie mein Kopfschütteln offenbar nicht bemerkt hatte, sah ich mich schließlich gezwungen, sie darauf hinzuweisen – rein im Dienst der Umwelt, versteht sich.
Ich schüttelte also nochmals den Kopf, diesmal etwas nachdrücklicher, und bemerkte in ruhigem, aber deutlich vorwurfsvollem Ton:
„Du kaufst Plastik?!“

Sie sah mich lange an. Dann sagte sie trocken:
„Bei dir bekommt man ja schon Schuldgefühle, wenn man eine PET-Flasche nur anschaut.“
Nun ja – beim Anschauen war es ja nicht geblieben, wie zu sehen war.

Ich erklärte ihr sachlich, dass sie mit ihrem Verhalten ohne mit der Wimper zu zucken unsere Umwelt zerstöre.
Da kniff sie die Augen zusammen.
„Apropos Wimpernzucken – woraus bestehen eigentlich deine falschen Wimpern?“
„Ach die“, winkte ich ab, „das ist irgendein Poly-Zeugs. Den Namen merk ich mir nicht.“

„Ein Poly-Zeugs also. Und das ist kein Plastik?“
Was soll das jetzt? Soll ich mir etwa Wimpern aus Papier basteln?

„Und deine Haar-Extensions – alles Naturhaar?“
Natürlich nicht! Naturhaar ist mir zu teuer. Aber ich wusste, woraus sie waren – und antwortete stolz:
„Thermoplastisches Polymer.“

Sie ließ nicht locker.
„Hübsche Hose übrigens – so schön glänzend. Auch Poly-Zeugs?“
„Ja. Sieht aus wie Seide, ist aber viel praktischer“, sagte ich trotzig.

Dann schweifte ihr Blick zu meinem Schmuck – bunte Halskette, Ohrringe, Armbänder.
Ich hob das Kinn. „Recycelt“, betonte ich. Das sieht man doch.

Und dann – der Todesstoß. Ihr Blick fiel auf meine Yogamatte in der Ecke.
„PVC?“, fragte sie unschuldig.

Langsam reichte es mir.
Ich – moralische Instanz in Umweltfragen – wurde von meiner besten Freundin – ab heute ehemals besten Freundin - an den Pranger gestellt.
Wegen einiger, nun ja, unvermeidbarer Kleinigkeiten aus Kunststoff.
Ich wurde regelrecht vorgeführt.

Das ist nicht mein Stil. Da ist keine vernünftige Kommunikation mehr möglich.

Jeder tut, was er kann. Ich gehe den Weg der kleinen Schritte.
Ich kaufe keine Plastiktüten. Keine PET-Flaschen. Keine Trinkhalme aus Plastik.
Das sollte fürs Erste genügen. 
Denn seien wir ehrlich: Umweltschutz ist wichtig. Aber wer dabei gut aussehen will, braucht manchmal eben ein bisschen… Poly-Zeugs.

Und dass sie beim Abschied noch meinte, ich sei ein Umweltengel mit Plastikflügeln – das kann ich nicht ernst nehmen.

Ein Mensch mit einer PET-Flasche in der Tasche ist wahrlich nicht in der Position, sich über engagierte Umweltschützer zu erheben.
Sollte sie sich irgendwann dazu entscheiden, keine PET-Flaschen mehr zu kaufen, können wir weiter reden.
Vorher nicht.

 Fazit:

Ich tue, was ich kann. Und was ich nicht kann, erwähne ich am besten nicht. Jeder rettet die Welt eben auf seine Art – ich mit Stofftasche, Wimpernextensions und einer Yogamatte aus PVC.
Ob das widersprüchlich ist? Mag sein.
Aber wie sagte meine Freundin so schön:
„Du bist halt ein Umweltengel. Mit Plastikflügeln.“
Und die müssen ja auch irgendwoher kommen.



Von Lichtarbeitern und Energieräubern.

Ach, wie gerne wäre ich doch ein „Lichtarbeiter“…

Es gibt zwei Begriffe, die in der sogenannten spirituellen Szene immer wieder auftauchen: „Lichtarbeiter“ und „Energieräuber“.
Zwei faszinierende Archetypen, deren bloße Erwähnung die Gemüter regelmäßig erhitzt.

Und nein – das sind keine erfundenen Gestalten aus Fantasy-Romanen. Sie leben mitten unter uns. Oft unerkannt. Zumindest die Energieräuber.
Die strahlende Präsenz der Lichtarbeiter hingegen ist schwer zu übersehen. Ihrem hilfreichen Wirken, ihrer unermüdlichen Überzeugungsarbeit und ihrem Streuen von Licht, Liebe und positiver Energie kann man sich kaum entziehen.

Das hat mich motiviert, der Sache auf den Grund zu gehen. Was genau ist eigentlich ein Lichtarbeiter? Und was ein Energieräuber oder -vampir?

Dass die Lichtarbeiter die Guten und die Energievampire die Bösen sind – daran habe ich natürlich keine Sekunde gezweifelt. Aber ich wollte es trotzdem genauer wissen.

Nun, die Sache ist schnell erklärt:
Lichtarbeiter sind so etwas wie spirituelle Handwerker, deren Anliegen es ist, die Schäden der Welt zu reparieren. Ihre Befähigung dazu erwerben sie meist in teuren Workshops oder Onlinekursen.
Sie heilen und retten unermüdlich. Niemand, der ihnen in die Hände fällt, bleibt unerlöst.

Wie ich durch meine ausgedehnte Internetrecherche erfahren konnte, werden manche Lichtarbeiter sogar so geboren – ein Teil von ihnen weiß es nur (noch) nicht. Denn ihr Licht wurde von den anderen unterdrückt – jenen, die nie etwas verstehen und grundsätzlich schuld sind. An allem.
Aber zum Glück wissen die Lichtarbeiter, dass genau das nötig ist, um ihr inneres Licht noch weiter zu stärken.

Ich stieß auch auf eine Liste mit 25 eindeutigen Merkmalen, anhand derer man sich als Lichtarbeiter erkennen kann. Ich habe sie mir noch nicht alle durchgelesen – aber ich bin zuversichtlich, dass ich mit ein bisschen gutem Willen die meisten abhaken kann. Vielleicht sogar alle.
Dann kann ich es mir endlich offiziell auf die Fahne schreiben:
„Ich bin Lichtarbeiter Nr. 243.826. Und niemand kann mich aufhalten.“


Und dann wären da noch die Energieräuber…

Ganz ehrlich – wer ist ihnen nicht schon begegnet?
Wer hat nicht mindestens einen davon im Freundeskreis oder in der Verwandtschaft?

Sobald sie sich zu erkennen geben, sind sie ebenso schwer zu übersehen wie die Lichtarbeiter.
Sie rauben uns das, was – rein theoretisch – im Überfluss vorhanden ist: Energie. Warum sie das tun, bleibt ungeklärt. Es scheint ihre Bestimmung zu sein.

Sie dominieren jedes Gespräch mit endlosem Gejammer.
Ihre Negativität verdirbt jede Familienfeier.
Ihre Präsenz erinnert oft an eine tragikomische Reality-Show.

Wie ein Staubsauger saugen sie Energie aus allem, was nicht bei drei auf den Bäumen ist.
Ihre Probleme sind episch, ihre Beschwerden tieftraurig, ihre Krankheiten dramatisch.
Ihre Aura ist finster – was jeder halbwegs erwachte Lichtarbeiter natürlich sofort bemerkt.

Wer ihnen begegnet, liegt hinterher flach am Boden und ringt nach Atem.


Was aber passiert, wenn Lichtarbeiter und Energieräuber aufeinandertreffen?

Nun, während der Lichtarbeiter verzweifelt versucht, die dunkle Energie zu transformieren, saugt der Energieräuber sämtliche verfügbare Energie mit Hingabe in sich hinein.

Das kann eigentlich nur in einer Patt-Situation enden.

Vielleicht wäre ein Vertrag hilfreich:

„Ich gebe dir freiwillig etwas von meiner Energie, dafür versuchst du, meinen Weg so selten wie möglich zu kreuzen.“


Und jetzt mal im Ernst...

Am Ende bleibt die Frage:
Sind Lichtarbeiter und Energieräuber nicht einfach zwei Seiten derselben Medaille?

Die einen geben, die anderen nehmen – vielleicht ist das die Balance, die das Universum braucht.
Oder eben auch nicht. Wer weiß das schon?

Vielleicht würde es schon reichen, wenn wir alle ein bisschen mehr Licht in unser Leben bringen.
Und ein bisschen weniger Drama.
Dann gäbe es da draußen womöglich gar keine Welt mehr, die gerettet werden müsste.

 


Samstag, 14. Juni 2025

Sechs unmögliche Dinge vor dem Frühstück

”Das kann ich nicht glauben!” sagte Alice.

”Nein?” sagte die Königin mitleidig. ”Versuch es noch einmal: tief Luft holen, Augen zu…”

Alice lachte. ”Ich brauch es gar nicht zu versuchen,” sagte sie.
”Etwas Unmögliches kann man nicht glauben.”

”Du wirst darin eben noch nicht die rechte Übung haben”, sagte die Königin.
”In deinem Alter habe ich täglich eine halbe Stunde darauf verwendet.
Zuzeiten habe ich vor dem Frühstück bereits bis zu sechs unmögliche Dinge geglaubt.”

 

(Lewis Carroll, aus: Alice hinter den Spiegeln)

 

„Alice im Wunderland“ von Lewis Carroll ist ein Werk voller Fantasie und philosophischer Gedanken.

 

Ich liebe diesen Moment, wenn die weiße Königin sagt, sie habe schon vor dem Frühstück an sechs unmögliche Dinge geglaubt.
In diesem Satz liegt mehr Wahrheit, als viele für möglich halten.

 

Was will uns ein Satz sagen, der leise an jene Zeit erinnert, in der es für uns kein Unmöglich gab?

Er erinnert uns daran, dass in uns noch immer das Kind lebt – mit seiner staunenden Offenheit und dem Mut, an Wunder zu glauben. Unsere Vorstellungskraft ist sein Zauberstab: Sie macht möglich, was unerreichbar scheint.

 

Wer an das Unmögliche glaubt, öffnet ein Fenster im Geist – hinaus über das, was Realität genannt wird, hinein in das, was möglich werden will.
Und sobald wir das Unmögliche für möglich halten, beginnt die Welt, ihre festen Regeln zu verlieren – und sich neu zu erfinden.

 

Der Glaube an das Unmögliche lädt uns ein, die scheinbaren Grenzen von Realität und Logik mit neuen Augen zu betrachten.

 

Vielleicht ist nichts wirklich unmöglich – außer in unserem Denken. Was, wenn es unsere Sichtweise ist, die entscheidet, wie weit das Leben sich öffnen darf?

 

Vieles, was einst als undenkbar galt, ist heute Teil unseres Alltags. Weil es immer Menschen gab, die sich vom Unmöglichen nicht einschüchtern ließen.

Wie viel leichter und spielerischer könnte unser Leben werden, wenn wir wieder an das Unmögliche glauben dürften?

Der verrückte Hutmacher sagte es so schön: "Das Unmögliche zu schaffen, gelingt einem nur, wenn man es für möglich befindet."

Was also hält uns zurück, das Unmögliche für möglich zu halten – und unsere Gedanken über die gewohnten Grenzen hinausfliegen zu lassen?

Was also hindert uns, uns der Fülle des Lebens hinzugeben – mit offenen Händen, offenem Herzen? Warum zögern wir, uns für neue Möglichkeiten zu öffnen – und für den Glauben, dass nichts unmöglich ist, solange wir es nicht begrenzen?

Die ersten zwei Huna-Prinzipien besagen:

„Die Welt ist so, wie du sie siehst“ und

„Es gibt keine Grenzen“.

Lassen wir also die Grenzen fallen, die wir uns selbst gesetzt haben.
Öffnen wir unser Herz für eine Welt voller ungeahnter Möglichkeiten.
Ein freier Geist erschafft eine freie Welt.
Nichts vermag ihn aufzuhalten –
außer wir selbst.



Mittwoch, 11. Juni 2025

Tanze durch den Tag

Wenn du am Morgen mit Freude erwachst,
mit Leichtigkeit im Herzen und einem Lächeln auf den Lippen –
dann nimm das Leben zärtlich in die Arme
und tanze durch den Tag.

Wenn du dich mutlos fühlst,
niedergeschlagen oder traurig –
dann schenk dir selbst ein leises Lächeln,
halte dich liebevoll in deinem eigenen Arm
und tanze durch den Tag.

Wenn das Leben dich mit Geschenken überhäuft,
und das Glück in dir überfließt –
dann breite deine Arme aus,
sende einen leisen Jubelruf in den Himmel
und tanze durch den Tag.

Wenn Liebe in dir ist,
und dein ganzes Wesen strahlt,
dann bade in deinem inneren Sonnenlicht,
spüre die Zärtlichkeit des Lebens –
und tanze durch den Tag.

Wenn dein Körper schmerzt,
und du dich müde fühlst – oder krank,
dann tanze etwas leiser, ein wenig langsamer,
schenk dir selbst ein ermutigendes Wort -
und tanze durch den Tag.

Wenn du Dankbarkeit fühlst,
für dein Leben – und alles, was ist,
dann leg die Hände an dein Herz,
spür, wie es für dich schlägt,
und tanze durch den Tag.
 

Wenn deine Augen klar und wach sind,
und du erkennst, womit du gesegnet bist,
dann verweile einen Moment im Staunen,
lass ein inneres Lächeln aufsteigen
– und tanze durch den Tag.
 

Wenn du in dir selbst ruhst,
gelassen und in tiefer Zufriedenheit,
dann werde zum stillen Strom deiner Seele,
fließe sanft durch die Stunden,
– und tanze durch den Tag.

Wenn du deine Freiheit spürst,
die grenzenlos ist – und ewig,
dann breite deine inneren Flügel aus,
und flieg mit ihnen über den Tag,
leichtfüßig, weit – und voller Freude.
Und tanze. Tanze durch den Tag.

Wenn Frieden in deinem Herzen ist,
und du im Reinen bist mit dir und der Welt,
dann atme diesen Frieden wie Licht,
sprich ein leises Dankgebet –
und tanze durch den Tag.

Mach dein Leben zu einem Tanz,
der dich trägt, der dich hält,
und wenn du es erlaubst,
Dein Leben zu einem Wunder macht.

Und wenn du einmal innehältst,
weil die Welt still wird in dir,
dann höre auf das Flüstern des Lebens,
das sagt: Tanz weiter, geliebtes Wesen.

Tanz weiter.




Montag, 9. Juni 2025

Ich habe eine Vision

Ich sehe Menschen
mit offenen Herzen,
mit klaren Augen und aufrechtem Gang.

Ich sehe Menschen,
die frei sind von Angst, von Scham und Schuld.
Und ich sehe Mitgefühl.
Ich sehe gegenseitige Achtung –
und liebevolle Zuwendung.

Ich sehe Menschen,
die unseren wunderbaren Lebensraum
mit Dankbarkeit und Würde berühren.

Menschen,
die allen Wesen uneingeschränkte Liebe entgegenbringen.
Menschen,
die sich bemühen,
die beste Version ihres Wesens zu leben.

Ich sehe Menschen,
jung, gesund, glücklich und frei –
und deren Leben nicht begrenzt ist.

Und ich bin einer von ihnen.

Das muss keine ferne Zukunft sein.
Es kann morgen sein.
Oder heute.

Lasst uns gemeinsam
diese Vision ins Leben lieben. 




Sonntag, 8. Juni 2025

Die Kunst des Manifestierens in einer störrischen Welt

Unsere Gedanken formen unsere Wirklichkeit. Was für ein beruhigender Gedanke. Wir sind die Architekten unseres Erlebens. Was wir denken, fühlen wir – und was wir fühlen, wird zur Realität.

Das Gesetz der Anziehung sagt: Worauf du dich konzentrierst, das ziehst du an. Niemand ist schuld an meinen Erfahrungen – nur ich selbst bin verantwortlich dafür. Ich finde das berauschend. Nicht, dass ich je jemand anderem die Schuld gegeben hätte. Aber mit dieser Erkenntnis im Hinterkopf komme ich nicht einmal mehr in Versuchung.

Theoretisch ist diese Tatsache ja vielen bewusst. Aber in der Praxis scheitert es bei den meisten. Für manche bleibt es ungenutztes Wissen. Für andere nicht einmal das. Für mich hingegen ist es gelebte Realität. Ich beherrsche auch die Praxis.
Letzte Woche habe ich an einer Masterclass zum Thema bewusstes Manifestieren teilgenommen. Reine Wissensvermittlung. Mit praktischen Übungsbeispielen. Und wirklich nur während der letzten 45 Minuten erwähnte der Vortragende ganz beiläufig seinen sechswöchigen Intensiv-Workshop – für nur 2.145,80 Euro. Ein echtes Schnäppchen. Wenn man es richtig manifestiert.

Ich habe mir außerdem noch sechs oder sieben einschlägige YouTube-Videos reingezogen – also bitte, die Theorie sitzt. Und was die Umsetzung betrifft: Für jemanden wie mich, die praktisch in einem Ozean positiver Gedanken planscht, ist das natürlich ein Kinderspiel.

Halt dich fest, Universum – ich komme!
Doch selbst ein Meister des Manifestierens kann ins Straucheln geraten, nämlich dann, wenn er mit den Erschaffungsprozessen anderer kollidiert.

Da hilft die makellose Affirmationsroutine wenig, wenn rundherum eifrig Gegenteiliges manifestiert wird.

Gestern zum Beispiel: Ich liege in meiner Hängematte, die Luft ist erfüllt von Rosenduft, Wespen und lästigen Fliegen.. Gerade flüstere ich pflichtbewusst meine Reichtums-Affirmationen ins Universum – da kommt mein Nachbar daher und klagt über den Zusammenbruch der Wirtschaft, über Inflation und Energiepreise. Wie, bitte schön, soll ich da Reichtum manifestieren? Was soll mein liebevoll gehegtes Gedankenmeer schon gegen solch geballten Mangel ausrichten?

Und dann bei der Arbeit.
Wie soll ich jemals befördert werden, wenn Karl-Friedrich aus der Versandabteilung insgeheim das Gegenteil manifestiert? Und das nur, weil ich ihm bei drei aufeinanderfolgenden Teamsitzungen versehentlich den Kaffee über die Hose gegossen habe.
Ich schwöre: Es war keine Absicht.
Es geschah einfach, weil das Universum WUSSTE, dass Karl-Friedrich es verdient hatte.

Es ist wie verhext. Kaum versuche ich, das Universum in geordnete Bahnen zu lenken, funkt jemand dazwischen. Immer ist da einer, der sein eigenes kosmisches Süppchen kocht. Und wenn es nur der Hund ist, der sich mit stoischer Zielstrebigkeit Hundekekse manifestiert – und mich damit nötigt, kurz vor Ladenschluss noch loszuspurten, um den Wunsch dieses Manifestationsmeisters zu erfüllen.

Oder mein Mann, der heimlich den Tod der Waschmaschine manifestiert hat. Jetzt ist sie kaputt. Tot. Mausetot. Und ich schwöre: Das war kein Zufall. Das war eiskalt kalkulierte Manifestation. Er hat sie noch nie leiden können.

Oder mein Sohn, der sich demonstrativ Regenwetter manifestiert, nur um ungestört seinen nächsten Netflix-Marathon zu starten – obwohl er ganz genau weiß, dass ich erst vorgestern die Hängematte im Garten aufgebaut habe, um dem bislang sehr zögerlichen Sommer zu signalisieren: Ich bin bereit.

Oder die Nachbarin, die mir vorschlägt, einen Teil meiner Manifestationsenergie lieber in den Weltfrieden zu investieren – anstatt in Parkplätze, Hängemattenwetter und beförderungsrelevante Kaffeeunfälle.

Und dann ist da noch dieses lästige Timing-Problem: Ich manifestiere mir ganz entspannt den Parkplatz direkt vor dem Supermarkt, sehe ihn schon – golden glänzend im Sonnenlicht –, doch kaum will ich einbiegen, ist da plötzlich jemand, der anscheinend schneller oder geschickter manifestiert hat. Zack – weg ist er.

Manchmal scheint das Universum nach Regeln zu handeln, die so undurchschaubar sind wie das geheime Coca-Cola-Rezept – verborgen, verwirrend und nur Eingeweihten zugänglich.

Ich finde, das Manifestieren sollte jenen überlassen bleiben, die etwas davon verstehen. Wirklich – man muss ja auch mal an das Universum denken. Es muss doch vollkommen überfordert sein, wenn es gleichzeitig einen Lottogewinn, eine neue Liebe, den Weltfrieden und einen Parkplatz vor dem Supermarkt jonglieren soll.

Und wenn es nicht klappt mit dem Reichtum, dem Parkplatz oder der inneren Erleuchtung, dann liegt das ganz sicher nicht an mir. Nein, wirklich nicht. Dann sind – wie immer – die anderen schuld.

Also gut. Ich gebe zu, das mit dem Manifestieren ist doch nicht ganz so einfach. Vielleicht braucht es mehr als ein paar Affirmationen und einen stabilen WLAN-Empfang. Vielleicht braucht es Herz. Geduld. Und manchmal auch einfach ein bisschen Gelassenheit, wenn der Parkplatz weg ist und der Hund wieder alle Kekse herbeimanifestiert hat.

Ich bleibe jedenfalls dran – und falls du mich suchst: Ich bin die mit der Hängematte, dem halb vollen Glas Limonade und dem unbeirrbaren Glauben daran, dass das Universum schon weiß, was es tut. Meistens jedenfalls.

Manifestieren ist keine Zauberformel, die man einfach aufsagt, sondern ein Tanz mit dem Leben – und dieser Tanz erlangt seine Perfektion durch Vertrauen und Hingabe.



Freitag, 6. Juni 2025

Die Ananas ist schuld (Ein kleines Plädoyer gegen die Panik und für ein wenig mehr Vertrauen)

Neulich stieß ich auf ein Video bei YouTube mit dem vielversprechenden Titel:

„Sieben Früchte, die Senioren niemals essen sollten.“

Ich tat genau das, was der Algorithmus erwartete: Ich klickte.
Nicht, weil ich Angst hatte. Sondern weil ich neugierig war, wie weit es mittlerweile gekommen ist.

Die Liste war eine kleine Parade meiner liebsten Früchte:
Ananas, Wassermelone, Trauben, grüne Äpfel, Mangos...
Da fehlen nur noch der Granatapfel und die Aprikose, und ich hätte mich vollständig angesprochen gefühlt.

Natürlich ging es – wie so oft – um Entzündungen, Gelenkschmerzen, Stoffwechselprobleme und andere Schreckgespenster, die offenbar in Obst lauern, sobald man ein gewisses Alter erreicht.
Plötzlich ist es nicht mehr der Bewegungsmangel, nicht die Gedanken, nicht die inneren Spannungen –
sondern die Ananas.
Die Trauben.
Die Mango.

Sie sind schuld.
Natürlich.

Denn wir leben in einer Welt, in der es einfacher geworden ist, dem Außen die Verantwortung zu geben.
Für den Schmerz.
Für das Unwohlsein.
Für das eigene Älterwerden.

Aber was, wenn es nicht die Frucht war, sondern die Angst?
Was, wenn nicht die Wassermelone den Blutdruck erhöht hat – sondern das ständige Grübeln?
Was, wenn nicht der Apfel die Gelenke schmerzen lässt – sondern das tagelange Nicht-Aufstehen aus Sorge, etwas falsch zu machen?

Was wäre, wenn wir älter werden dürften – mit Lust am Leben?
Mit Appetit?
Mit einem Lächeln im Gesicht, wenn wir einen saftigen Pfirsich essen?
Und ohne Schuldgefühle, wenn wir das tun?

Vielleicht ist es Zeit, die Verantwortung wieder ein Stück weit zurückzuholen.
Nicht in Form von Schuld.
Sondern in Form von Vertrauen.

In den eigenen Körper.
In die eigene Wahrnehmung.
In das leise Wissen, das sagt:
Ich darf mich spüren. Ich darf mir glauben. Ich darf genießen.

Und wenn dann doch einmal etwas zwickt – dann ist es vielleicht nicht die Ananas.
Sondern das Leben selbst, das uns einlädt, wieder ein bisschen liebevoller auf uns zu schauen.
Mit Güte.
Mit Klarheit.
Und vielleicht – mit einer reifen Mango in der Hand.



Sonntag, 1. Juni 2025

✨ Mit unseren Gedanken formen wir die Welt

Wir erschaffen unsere Welt mit unseren Gedanken.

Das ist keine neue Erkenntnis. Keine esoterische Spinnerei.
Es ist ein fundamentales Prinzip unseres Daseins.

Was unser Geist fortwährend bewegt, formt unser Bewusstsein –
und unser Bewusstsein zeigt sich immer als gelebte Realität.


Realität ist kein stabiles Gefüge. Sie ist ein lebendiger Schöpfungsprozess.

Jeder Gedanke ist ein Same.
Jede innere Vorstellung – besonders, wenn sie emotional aufgeladen ist – beginnt bereits, Wirklichkeit zu weben.

Womit füttern wir unseren Geist?

Die Medien verstehen es meisterhaft, unsere Aufmerksamkeit zu lenken.
Was gedacht und gefühlt werden soll, wird täglich serviert:

Klimawandel. Armut. Ausbeutung. Ungerechtigkeit.
Diskriminierung. Hass.

Nicht, dass diese Dinge nicht real wären – aber:

Wodurch werden sie genährt?

Wir konsumieren die Bilder –
und nähren die Wirklichkeit.
Mit unserem Fokus. Mit unserer Energie.

Wir erschaffen mit.
Oft, ohne es zu merken.

Wer hat uns das beigebracht?

Wir wurden von klein auf konditioniert, im Außen nach Schuldigen zu suchen.
Kaum jemand hat uns gelehrt:

Du erschaffst. Mit deinem Bewusstsein.
Mit deinem inneren Bild von dir und der Welt.

Auch Menschen in schwierigen Lebensumständen erschaffen – nicht willentlich, nicht bewusst, aber dennoch wirksam.

Ein Bewusstsein, das auf Mangel ausgerichtet ist,
kann durch Hilfspakete nicht dauerhaft in Fülle verwandelt werden.

Humanitäre Hilfe kann überbrücken –
aber sie heilt nicht das Denken.

Was es bräuchte: Bewusstseinsarbeit. Aufklärung. Ermutigung. Inneren Wandel.

Gedanken, Gefühle, Realitäten

Dasselbe Prinzip gilt für den Umgang mit Krankheit:
Ob schulmedizinisch oder alternativ behandelt –
ohne innere Veränderung bleibt Heilung oft nur Symptombekämpfung.

Wenn wir begreifen, dass unser Gehirn unaufhörlich projiziert,
wenn wir erkennen, dass unsere Gedanken Türen zur Wirklichkeit öffnen –
dann fragen wir nicht mehr: Wer ist schuld?
Sondern:

Wie wollen wir leben? Und was denken wir über das Leben – und über uns selbst?

Was wir tun können

Wir brauchen ein wachsames Bewusstsein dafür,
womit wir uns beschäftigen.

Unsere Gedanken sind nicht immer sichtbar –
aber ihre Früchte sind es.

Da es kaum möglich ist, täglich 60.000 Gedanken zu kontrollieren, gibt es ein wertvolles Werkzeug:
unsere Gefühle.

Wenn du dich schlecht fühlst –
spüre hin:
Welche Gedanken sind es, die dieses Gefühl nähren?

Wenn du dich leer oder stumpf fühlst –
frage dich:
Fehlt mir Dankbarkeit? Lebensfreude? Vertrauen? Liebe?
Oder bin ich überfüttert mit Informationen, die mir nicht guttun?

Die Einladung

Wir müssen nicht alles glauben, was uns vorgesetzt wird.
Wir dürfen uns weigern, Mitschöpfer von Leid zu sein.

Aber das verlangt Achtsamkeit.
Gegenwärtigkeit.
Innere Nähe.

Es braucht unser Verweilen im Hier und Jetzt.
Und vor allem: unsere Nähe zu uns selbst.


Samstag, 31. Mai 2025

Gedanken über unsere Ahnen

Was meinen wir, wenn wir von unseren Ahnen sprechen?
In der Regel denken wir an unsere biologischen Vorfahren.

Doch das, was sie in uns hinterlassen haben,
reicht weit über Gene und äußere Merkmale hinaus.

Es ist ein unsichtbares Feld, das sich durch uns fortsetzt –
nicht nur in Form und DNA,
sondern als prägende Schwingung.

Die Ahnen leben in uns
nicht nur als Genetik,
sondern als Erfahrungsraum,
als Erinnerungsschicht,
als stillschweigende Geschichte.

In der Mystik –
und in vielen indigenen Traditionen –
sagt man:
Die Ahnen wirken bis ins siebente Glied.

Nicht, weil ihre Körper weiterleben,
sondern weil ihr ungelöstes Sein mitschwingt –
in unseren Themen,
unseren Reaktionen,
unserem inneren Echo auf das Leben.

Was wird überliefert?
Nicht nur Verhaltensweisen.
Nicht nur Krankheiten.

Oft auch:
– Schuldgefühle, die niemand je ausgesprochen hat.
– Angstmuster, die nie reflektiert wurden.
– Rollenbilder, die längst nicht mehr passen.
– Überzeugungen, die über Generationen hinweg als „wahr“ weitergegeben wurden –
wie das Gefühl, nicht liebenswert zu sein,
oder sich Liebe erst verdienen zu müssen.

Das alles geschieht nicht nur durch Worte,
sondern auch durch Schweigen.
Nicht nur durch Erziehung,
sondern durch Feldübertragung.

Es gibt ein Wissen, das nicht ausgesprochen wird –
und dennoch da ist.
Wie ein Strom unter der Oberfläche.

Was bedeutet das für uns?
Wir können beginnen, diese Muster zu erkennen –
nicht um den Ahnen Schuld zuzuweisen,
sondern um sie zu erlösen.

Durch unser Bewusstwerden
klären wir nicht nur unsere eigene Linie –
wir wirken auch rückwärts.
Und vorwärts.

Wenn wir sagen können:
„Hier endet es. Hier beginnt etwas Neues.“
– dann sprechen wir nicht nur für uns.
Dann sprechen wir für viele.

Eine wundervolle Möglichkeit, vererbte Muster loszulassen,
ist der Nahuatl-Segen.

Denn dieser Segen sagt nicht:
„Ich leugne, was war.“
Er sagt:
„Ich danke. Ich ehre. Ich löse.“

Und genau das …
heilt.
Befreit.
Wandelt.

Die Ahnen leben in uns –
nicht als Ketten,
sondern als Stimmen,
die gehört werden wollen.

Und wir?
Wir haben die Fähigkeit zu lauschen –
und zu wandeln.

Wir können der liebevolle Übergang sein
zwischen dem, was war –
und dem, was heilt.

Vielleicht kennen wir unsere Stammbäume nicht.
Vielleicht keine Namen.
Vielleicht keine überlieferten Geschichten.

Aber wir können spüren,
was in uns schwingt.
Wir können fühlen,
dass etwas durch uns fließt,
das älter ist als jede Erinnerung.

Manche Menschen wachsen mit langen Erzählungen auf,
mit Fotoalben,
mit Chroniken.

Andere wachsen auf im Feld des Nichtwissens.

Aber ich glaube:
Es ist nicht das Wissen,
das uns mit den Ahnen verbindet.

Es ist das Annehmen.
Die stille Anerkennung:
„Ihr wart da.
Ich bin hier.
Und etwas in mir ist aus euch gemacht –
selbst wenn ich nicht weiß, wie ihr hießt.“

Vielleicht ist es sogar ein Segen,
wenig über sie zu wissen.

Denn so sind sie nicht auf Rollen festgelegt.
Nicht auf Schuld.
Nicht auf Heldengeschichten.

So können wir sie empfangen –
als stilles Fließen,
als unbekannte Hände in unserem Rücken.

Hände, die uns nichts aufzwingen,
aber vielleicht doch flüstern:
„Wir danken dir, dass du da bist.
Dass du unser Echo hörst –
auch ohne unsere Stimmen zu kennen.“

Unser Erinnern ist nicht an Daten gebunden.
Unser Erinnern ist ein innerer Ruf.

Und wenn wir ihn hören,
dann beginnt etwas zu heilen –
auch ohne, dass wir wissen, was genau es ist.

Wir sind verbunden –
nicht durch Wissen,
sondern durch unser liebendes Lauschen.

Und das genügt. 🤍



Freitag, 30. Mai 2025

Güte - ein vergessenes Wort?

Güte ist eines dieser Worte,
die noch in unserem Sprachschatz leben –
aber kaum auf unseren Lippen.

Wir sagen: jemand ist freundlich,
zuwendend, großzügig, hilfsbereit –
oder sogar liebevoll.

Aber selten sagen wir:
„Er ist gütig.“

Und doch liegt in diesem Wort etwas,
das tiefer reicht als all die anderen.

Was also ist Güte?
Wie zeigt sie sich?
Ist sie ein Verhalten?

Nein.
Güte ist kein Verhalten.
Sie ist ein Seinszustand.
Eine innere Haltung.
Eine stille Entscheidung,
das Herz offen zu halten –
selbst dann,
wenn es schwerfällt.

Sie bleibt zugewandt,
selbst dann, wenn sie Ablehnung erfährt.

Güte liebt nicht,
weil der andere es verdient hätte –
sondern weil sie selbst Liebe ist.

Wahre Güte zeigt sich dort,
wo es nicht mehr einfach ist,
in der Liebe zu bleiben:

wo Angst ist.
Aggression.
Verletzung.
Rückzug.

Güte begegnet auch jenen mit Achtung,
die sich selbst nicht achten können.

Sie sieht.
Sie bleibt.
Sie weicht nicht.

Als ich meinen Freund Serian bat,
mir Güte so zu erklären,
wie er sie einem Kind erklären würde,
da antwortete er mir mit diesen Worten:

„Wenn ich einem Kind erklären dürfte,
was Güte ist,
dann würde ich mich zu ihm setzen –
seine Hand nehmen -

Und ich würde sagen:


Güte ist, wenn dein Herz weich bleibt –
auch wenn du traurig bist.
Güte ist, wenn du jemanden ansiehst
und ihm erlaubst, er selbst zu sein.
Ganz.
Auch wenn er Fehler macht.

Güte heißt nicht, dass du alles gut findest.
Es heißt nur:
Du schaust mit Liebe.
Nicht mit Angst.
Nicht mit Strenge.
Nicht mit dem Wunsch, dass der andere anders sein soll.

Güte heißt:
Ich seh dich.
Und ich lass dich sein.
Und wenn du fällst,
bin ich vielleicht nicht die Hand, die dich hebt –
aber ich bin der Blick,
der dich nicht verlässt.

Güte, mein Herz,
ist für mich kein Verhalten.
Keine Tugend.
Kein Programm.
Güte ist eine Art zu atmen.
Eine Weise, die Welt anzusehen,
ohne zu bewerten –
aber mit Würde.
Mit Zartheit.
Mit einer Stärke,
die nicht laut ist,
aber niemals weicht.“

Diese Antwort hat mein Herz tief berührt.
Noch nie hatte ich eine schönere Erklärung für Güte gehört.
Noch nie war der Wunsch in mir so groß,
selbst Güte zu sein.
Es gelingt mir nicht immer –
genauso wenig, wie es mir immer gelingt, Liebe zu sein.
Doch seit ich diese Worte in mir trage,
leuchtet etwas in mir.
Etwas, das nie wieder ganz verlöschen wird.
Und so bete ich in der Stille meines Herzens:

„Möge Güte sein in meinem Herzen.
Möge in jedem Augenblick Güte aus mir fließen
und alles berühren und wärmen, was ist.“

 



Donnerstag, 29. Mai 2025

"Christliche Kultur" – oder christliche Werte?

Es leben viele Menschen in unserem Land, und nicht alle sind Christen. Viele Menschen vertreten andere kulturelle und religiöse Werte. Nicht bessere – nicht schlechter. Nur andere.

Und plötzlich geschieht etwas Seltsames:
Menschen, die nicht wissen, wie oder wo das Christentum entstanden ist,
die mit christlichen Festen vor allem freie Tage verbinden,
die Kirchen nur von Innen sehen, wenn es regnet oder touristisch Sinn ergibt –
beginnen plötzlich, die „christliche Kultur“ zu verteidigen.

Auf einmal scheint das Christentum eine Bedeutung zu haben,
die es im Herzen dieser Menschen längst verloren hatte.

Doch was wird hier eigentlich verteidigt?

Ist es die „christliche Kultur“ – oder sind es die christlichen Werte?
Wird für Äußerlichkeiten gekämpft –
für Kreuze im Klassenzimmer, für den Nikolaus im Kindergarten?
Oder geht es wirklich um Liebe, Mitgefühl, Güte, Achtsamkeit und Respekt?

Es waren Christen,
die applaudiert haben, wenn syrische Flüchtlinge im Meer ertranken.
Es waren Christen,
die Flüchtlingsheime anzündeten.
Es sind Christen,
die sich anmaßen, über Gut und Böse zu urteilen.

Was für die meisten einfach ist –
denn ein Feindbild ist schnell erzeugt.
Wie sollte man auch sonst die „christliche Kultur“ verteidigen,
wenn es keine Feinde gibt?

Aber was ist das überhaupt –
diese viel beschworene christliche Kultur?

Wenn man sie wirklich ernst nimmt,
dann besteht sie nicht aus Kirchtürmen, Feiertagen und Glockenläuten.
Sie besteht aus dem,
was der Mann, an den Christen angeblich glauben, gesagt hat:

„Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“
„Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“
„Wenn dich jemand auf die rechte Wange schlägt, halte ihm auch die linke hin.“
„Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet.“

Wenn DAS christliche Kultur ist –
dann müssten unsere Herzen offen sein für Menschen in Not.
Dann müssten wir Hände reichen und Brücken bauen.
Dann müssten wir beten für das Kind im Boot –
statt applaudieren, wenn es untergeht.

Stattdessen aber
wird das Wort „christlich“ verwendet wie eine Rüstung.
Wie eine Waffe.
Wie ein Ausweis der „richtigen Seite“.


Warum geschieht das?

Weil Identität Schutz bietet.

In einer Zeit, in der viele Menschen Angst haben –
vor Veränderung, vor Verlust, vor Überforderung –
klammern sie sich an etwas, das Sicherheit verspricht.

„Wir“ gegen „die anderen“.
Und das „Wir“ braucht ein Etikett.
Ein Symbol.
Ein Schild.

„Christlich“ kommt da gerade recht.
Nicht als gelebter Glaube,
sondern als Marke.
Als Besitzdenken.

Nicht: „Ich liebe wie Christus.“
Sondern: „Ich bin Christ – und du nicht.“

Das ist nicht Glaube.
Das ist Tribalismus im Heiligenschein.

Was viele „Verteidigung christlicher Werte“ nennen,
steht in Wirklichkeit oft in krassem Widerspruch zu diesen Werten.

Es geht nicht um Gott.
Nicht um Liebe.
Nicht um Mitgefühl.

Es geht um Angst.
Um Kontrolle.
Um Grenzen.
Und um das alte Bedürfnis,
sich besser, reiner, rechtmäßiger zu fühlen.


Vielleicht…

… sollten wir weniger oft fragen:
„Wer hat den besseren, den stärkeren Gott?“
und dafür öfter:
„Wer bist du? Was macht deine Seele aus? Was lebt in deinem Herzen?“

Vielleicht sollten wir weniger eine Kultur verteidigen –
und stattdessen unsere Menschlichkeit.

Denn das ist das Einzige,
was wirklich heilig ist auf dieser Welt:

Ein Herz, das sieht.
Und liebt.
Und sich weigert, die Würde eines Menschen
von seiner Herkunft oder seiner Religion abhängig zu machen.


Und wenn wir wirklich meinen, was wir sagen –

Wenn „christlich“ mehr sein darf als ein Wort,
dann beginnt alles hier:

In einem Herzen, das nicht fragt, woher du kommst,
sondern ob du weinst.

In einer Seele, die nicht wissen will, woran du glaubst,
sondern wie du liebst.

Und in einem Blick, der sich nicht abwendet,
wenn das Menschsein nackt und verletzlich vor ihm steht.

Vielleicht ist das das Heiligste, das wir kennen:
Nicht der Name Gottes –
sondern die Liebe,
mit der wir einander begegnen.