Montag, 8. September 2025

Hass heilt nichts – Gedanken in unruhiger Zeit

Ich möchte keinen Hass in meinem Herzen tragen.

Hass ist niemals hilfreich – ganz gleich, gegen wen er sich richtet.

Ob es der Nachbar ist, der uns das Leben schwer macht,
ein Land, von dem wir glauben, es pauschal verurteilen zu müssen,
ein Politiker, den wir als Feind wahrnehmen –
oder gleich alle Politiker, weil wir den Eindruck haben,
sie würden der Menschheit mehr schaden als nützen:
Hass macht nichts besser.
Nie.

Auch wenn wir meinen, unser Hass sei gerechtfertigt –
er ist nicht edler als der Hass der anderen.
Hass bleibt Hass – egal aus welcher Ecke er kommt,
egal, gegen wen er sich richtet.

Und er verändert niemanden zum Besseren.
Nicht die anderen.
Nicht uns selbst.

Wo Hass lodert, mit Hass zu antworten,
ist wie Benzin ins Feuer zu gießen.

Wir müssen nicht alles gutheißen, was andere tun.
Wir müssen nicht jeden lieben.
Aber wir können unsere Herzen öffnen
und Liebe in die Welt fließen lassen.

Denn: Wo Liebe ist, hat Hass keinen Platz.
Wir können nicht gleichzeitig lieben und hassen.

Solange wir sagen: „Diesen liebe ich, aber jenen hasse ich“,
haben wir nicht einmal im Ansatz verstanden,
was Liebe wirklich bedeutet.

Diese Gedanken sind nicht neu.
Aber sie drängen gerade mit neuer Kraft in mein Herz,
weil es scheint, als würde derzeit jeder irgendjemanden hassen.

Die einen hassen die Israelis.
Alle. Ohne Ausnahme.
Die anderen hassen Putin, Trump, Orban –
oder ganz schlicht: die Grünwähler, die Blauwähler,
oder welche Farbe auch immer gerade Projektionsfläche ist.

Hass scheint zum Selbstzweck geworden zu sein.
Aber was wir dabei übersehen,
ist seine zerstörerische Wirkung auf uns selbst.

Wir wundern uns über körperliche, seelische und geistige Beschwerden – ohne dem Hass in uns auch nur einen Gedanken zu schenken.

Aber sollten wir nicht genau dort beginnen?
Sollten wir nicht zuerst den Hass in uns heilen,
bevor wir unseren Körper heilen wollen?

Ich erinnere mich an eine Klientin, die einmal sagte:
„Wenn Gedanken töten könnten, gäbe es in diesem Raum mehrere Tote.“
Sie war schwer krank.
Ihre hasserfüllten Gedanken hatten bereits gewirkt –
nur richteten sie sich nicht gegen die anderen,
sondern gegen sich selbst.

Hass ist nichts Natürliches.
Liebe ist unsere Natur.

Lassen wir also die Liebe in unseren Herzen zu.
Gerade dann, wenn es unbequem ist.
Gerade dann, wenn es schwer fällt.

Das ist der einzige Weg,
uns selbst zu retten.

Uns selbst –
und unsere Welt.

 


🌿 Vergebung – wenn das Herz will

 Vergebung ist ein Thema, das viele von uns beschäftigt. Keiner möchte nachtragend sein – und doch merken wir oft, wie tief alte Wunden sitzen.

Wie kann echte Vergebung gelingen, wenn das Herz noch nicht bereit ist?

🤍 Vergebung beginnt nicht beim anderen – sie beginnt bei mir.

Oft glauben wir, vergeben zu haben – und spüren dennoch Groll, Wut oder Enttäuschung in uns. Dann sagen wir:
„Vergebung ist keine Entscheidung. Sie funktioniert nur, wenn das Herz bereit ist.“
Das stimmt.
Und doch steht es uns jederzeit frei, einen leisen Entschluss zu fassen:
Ich will den Schmerz nicht länger im Außen suchen. Ich nehme ihn zu mir zurück.

Jeder Mensch in unserem Leben ist ein Spiegel.
Er zeigt uns nicht, wer wir sind – sondern was wir über uns glauben.
Wenn wir tief in uns überzeugt sind, nicht liebenswert zu sein, wird es immer wieder jemand geben, der uns genau das spiegelt.

Vergebung beginnt damit, diese Überzeugung zu hinterfragen.
Sie heißt:
👉 Ich übernehme Verantwortung für das, was in mir verletzt wurde.
👉 Ich befreie mich aus der Opferrolle.
👉 Ich erkenne, dass ich mein Herz nicht schützen muss, indem ich es verschließe – sondern indem ich es heile.


🌺 Vergebung als Selbstbefreiung

Wahre Vergebung wächst aus Selbsterkenntnis.
Sie ist kein einmaliger Akt, sondern ein Weg.
Mit jedem Schritt wird das Herz ein wenig leichter – und weiter.

Manchmal braucht es Mut, sich dem eigenen Schmerz zu stellen.
Manchmal Geduld, um das Herz langsam zu öffnen.
Und manchmal nur einen winzigen Moment der Bereitschaft:
Ein stilles „Ich will loslassen.“

Vergebung heißt nicht, zu vergessen.
Und sie heißt nicht, gutzuheißen.
Aber sie heißt:
Ich löse mich vom Verhalten anderer. Ich mache mich frei.


🌼 Vergebung bedeutet Freiheit

Die Freiheit, mich nicht mehr an Vergangenes zu binden.
Die Freiheit, mich selbst nicht länger kleinzuhalten.
Die Freiheit, wieder zu lieben – zuerst mich selbst.

Vergebung ist kein Geschenk an den anderen.
Sie ist ein Heimkommen zu mir.

Und manchmal beginnt dieses Heimkommen
mit einem leisen Entschluss:

Ich will frei sein.





Dienstag, 2. September 2025

Heute wird etwas Wunderbares geschehen

 Heute wird etwas Wunderbares geschehen.

Das sollte der Satz sein, mit dem wir erwachen, dem wir glauben – und mit dem wir durch den Tag tanzen.

Denn wir bekommen im Leben nicht, was wir uns wünschen – sondern was wir erwarten.
Und genau hier liegt oft die leise Diskrepanz, die unser Leben in engen Bahnen hält:
Unsere Wünsche und unsere Erwartungen klaffen auseinander.

Wir wünschen uns den neuen Job, für den wir uns beworben haben.
Aber bei unserem sprichwörtlichen Pech bekommen wir ihn vermutlich nicht.
Wir wünschen uns mehr Geld.
Aber wir hatten noch nie mehr – warum also sollte es jetzt anders sein?
Wir wünschen uns treue Freunde.
Aber die würden uns doch wieder enttäuschen, wie so viele zuvor.
Wir wünschen uns den perfekten Partner.
Aber den gibt es ohnehin nicht – sagen wir.

Unsere Wünsche sind mutig. Unsere Erwartungen sind vorsichtig.
Und genau hier beginnt das leise Verhindern.

Warum also sollten wir trotzdem erwarten, dass heute etwas Wunderbares geschieht?

Weil genau das unser Denken weitet.
Weil es unser Herz öffnet.
Und weil es unseren Verstand sanft überlistet.
Wenn wir nichts Konkretes erwarten – sondern einfach nur etwas Wunderbares –, dann hat der Verstand weniger Anlass, uns zu boykottieren.

Solange wir unbewusst erwarten, dass unsere Wünsche sich nicht erfüllen, halten wir uns selbst auf.
Doch wenn wir stattdessen das Wunderbare erwarten – ohne es sofort benennen zu müssen –, öffnen wir die Tür für Möglichkeiten, die uns bislang verborgen waren.
Das ist keine Zauberei.
Das ist einfache, stille Alltagsmagie.

Veränderte Erwartungen führen zu veränderten Ergebnissen.
So schlicht ist das.

Was immer wir in unserem Inneren erwarten, formt unsere äußere Welt.
Warum also nicht das Beste erwarten?
Warum nicht mit dem ersten Gedanken beim Aufwachen sagen:
Heute wird etwas Wunderbares geschehen.

Dieser eine Satz öffnet unseren Geist für Wunder –
macht uns empfänglich für das, was uns geschenkt wird,
und lässt uns selbst das Kleinste mit neuen Augen sehen.

Erlauben wir uns, das Wunderbare zu erwarten.
Erkennen wir es – auch in kleinen Momenten.
Nehmen wir es mit Dankbarkeit an.

Unser Leben wird sich augenblicklich leichter, heller und lebendiger anfühlen.

Denn mit jeder stillen, vertrauensvollen Erwartung
säen wir Samen für ein erfüllteres Morgen.

Deshalb:
Heute wird etwas Wunderbares geschehen.
Für jene, die es nicht nur wünschen – sondern erwarten.


 

Freitag, 29. August 2025

Verjüngung beginnt im Denken – wie wir unser Alter neu erzählen können


Wir sind jung, die Welt ist offen…

Dieses Lied aus der Zeit des Ersten Weltkrieges spiegelt eine Haltung wider, die bis heute wirkt: Die Welt steht uns offen – solange wir jung sind.

Jugendkult: Wenn jung sein alles bedeutet

Unsere Gesellschaft erhebt Jugend zum Ideal. Schönheit, Aktivität, Anpassungsfähigkeit, Kraft und Ausdauer – all das wird vor allem den Jungen zugeschrieben. Für viele Ältere entsteht daraus die Angst, nicht mehr mithalten zu können, den Anschluss zu verlieren, „überholt“ zu wirken.

Mehr Freiheit, aber auch mehr Angst

Heute haben ältere Menschen mehr Freiheiten als frühere Generationen: Kleidung, Auftreten, Lebensstil sind längst nicht mehr so streng reglementiert. Ich erinnere mich an die rote Bluse meiner Mutter – sie stand ihr großartig, und doch schimpfte meine Großmutter jedes Mal. In ihren Augen war eine solch „obszöne“ Farbe nichts für eine Frau ihres Alters.

Heute tragen Menschen jeden Alters Jeans oder farbenfrohe Kleidung. Und dennoch bleibt die Angst: Nur wer jung aussieht, gehört dazu.

Künstlich jung bleiben – ein Milliardengeschäft

Aus dieser Angst entstand ein gewaltiger Markt: Kosmetikindustrie und Schönheitschirurgie versprechen, das Bild jugendlicher Frische zu bewahren. Jungbleiben ist ein florierender Industriezweig geworden. Doch vielleicht sitzen wir hier einem Denkfehler auf.

Altern – Naturgesetz oder Denkgewohnheit?

Wir halten körperlichen Verfall für selbstverständlich, ja für gottgewollt. Falten, graue Haare, Vergesslichkeit – wir erleben sie, übernehmen sie, erwarten sie, ohne je zu fragen, ob sie wirklich unvermeidlich sind.

Natürlich gibt es biologische Prozesse. Doch wie wir sie deuten, erleben und verkörpern, ist stark kulturell geprägt. Was, wenn Altern weniger ein Naturgesetz ist – und mehr ein jahrtausendealtes Narrativ, das wir unbewusst weitertragen?

Das Huna-Prinzip: Die Welt ist, wie du sie siehst

Das erste Huna-Prinzip sagt: IKE – die Welt ist so, wie du sie siehst.
Glaube an Grenzen – und sie gehören dir.
Glaube an den unausweichlichen Verfall – und du wirst ihn erleben.

Eine neue Erzählung vom Alter

Können wir uns den Gedanken erlauben, dass Altern eine Gewohnheit des Geistes ist? Eine Gewohnheit, die wir uns entscheiden können, abzulegen?
Vielleicht ist es Zeit, das Bild vom Alter als Niedergang loszulassen – und stattdessen eine neue Geschichte zu weben: eine, in der Lebenslust und Weisheit sich verbinden.

Nicht die Zahl der Kerzen auf dem Kuchen zählt, sondern das Feuer, das in uns brennt: Freude am Leben, an Begegnung, an Erfahrung. Jugend entsteht in unserem Geist – dort, wo wir Neues wagen, ohne das Alte zu verleugnen.

Wenn wir unser Denken wandeln, unsere Überzeugungen in Frage stellen und unsere Geschichte neu erzählen, öffnen wir uns für einen neuen Weg.

Die Welt ist so, wie du sie siehst. Glaubst du an Verfall – oder an Lebendigkeit?

Alter ist keine Zahl – sondern eine Geschichte. Welche Geschichte über das Älterwerden trägst du in dir – und willst du sie so weiterschreiben?
Du entscheidest, welche du dir erzählst. 
Wirkliche Jugend entsteht, wenn wir unseren Geist für Möglichkeiten öffnen und unsere Seele tanzen lassen.



Was erzählst du dir selbst über dein Alter?

Welche Geschichten hast du über das Älterwerden übernommen – und welche möchtest du vielleicht neu schreiben?

Wo erlebst du selbst Momente, in denen du dich zeitlos fühlst?


Vielleicht beginnt Verjüngung nicht im Körper, sondern im Denken


Donnerstag, 28. August 2025

Weisheit ist keine Nebenwirkung des Alters

Weisheit wächst nicht mit Jahren, sondern mit Haltung

Es gibt einen unzerstörbaren Glauben, der sich durch alle Generationen zieht: Die Vorstellung, dass mit den Jahren eine leise, aber stetig wachsende Weisheit in uns einzieht.. Dass wir, wenn uns schon der Glanz der Jugend ein wenig abhandengekommen ist, wenigstens zu lichtvollen Vorbildern für Nachkommenden werden. Doch wer ehrlich hinsieht, merkt: Nur wenige erfüllen dieses Ideal. Mit Güte und Sanftheit auf die Welt zu schauen, gelingt uns selten. Es ist kein Alltagsblick, sondern ein Traum.

Wir waren einmal die Suchenden, die Rebellen, die Visionäre. Wir wollten alles verändern. Und dann – fast unmerklich – wechselten wir die Seite.
Aus Weltverbesserern wurden Besserwisser. Aus Visionären Skeptiker. Aus Rebellen Ja-Sager. Statt „Wir verändern die Welt“ hieß es irgendwann: „Was soll man da schon machen?“

So ist es: Nicht alle sind zu weisen Vorbildern geworden. Viele fügen sich in das Bild, das die Gesellschaft vorgibt – das der Alten, die nichts mehr wert sind. Andere werden einfach nur älter: nicht gebrechlich, aber auch nicht reifer. Und manche erwarten Respekt, ohne selbst bereit zu sein, ihn Jüngeren zu schenken. Doch Respekt ist keine Einbahnstraße.

Warum also fehlt uns so oft die Reife?
Eine gängige Erklärung lautet: In einer Kultur, die Jugend vergöttert und Alter entwertet, könne Weisheit nicht wachsen. Und ja – die Gesellschaft misst uns am Maßstab von Leistung und Vitalität, nicht an Erfahrung. Die Botschaft ist klar: Wer alt ist, hat seine beste Zeit hinter sich.

Aber: Wie weit ist das nur eine Ausrede?
Wo ist das Feuer geblieben, das uns einst angetrieben hat? Warum fügen wir uns still in ein Bild, das andere für uns entworfen haben?

Denn Weisheit wächst nicht von allein. Sie braucht Pflege: Liebe. Hingabe. Zeit. Und die Erlaubnis, Fehler zu machen, ohne lebenslang gebrandmarkt zu werden.

Älter werden wir alle – doch reifer werden wir nur, wenn wir es wollen. Erfahrung allein macht uns nicht milder. Weisheit ist kein goldener Thron, auf dem wir uns niederlassen können. Sie ist ein Weg, den wir gehen – oder eben nicht.

Die Jahre geben uns Zeit.
Die Haltung entscheidet, was wir daraus machen.


Jahre sammeln sich wie Seiten - ob daraus Weisheit wird, entscheiden wir.


Mittwoch, 27. August 2025

Von Boomern, Gen Z und dem einen Wunsch, der uns alle eint

Ein Aufruf zum Zuhören über Altersgrenzen hinweg 

Die Menschen sind ein seltsames Konstrukt – wundervoll und tragisch, komplex und verletzlich. Und oft mit Aufgaben konfrontiert, für die ihnen die Reife noch fehlt. Sie gelten mit achtzehn als erwachsen, während sie noch kaum Lebenserfahrung gesammelt haben. Sie verlieben sich, während sie noch auf der Suche nach sich selbst sind. Heiraten, bevor sie begreifen, dass Liebe kein Tauschgeschäft ist. Bekommen Kinder, obwohl sie kaum gelernt haben, mit sich selbst klarzukommen. Und sie hören nicht auf jene, die viele dieser Wege bereits gegangen sind. Es ist die Generation „Wir wissen alles besser“.

Doch diese Generation gibt und gab es immer. Ich erinnere mich gut an meine eigene Jugend. Hätte mir damals jemand gesagt, dass meine Mutter mit ihren - in meinen Augen - antiquierten Ansichten zumindest in manchem recht haben könnte – ich hätte nur gelacht. Zwischen der Jugend meiner Mutter und mir lagen meiner Ansicht nach Welten. Ich war überzeugt, die Welt habe sich seit damals grundlegend verändert – was früher Gültigkeit hatte, sei mittlerweile bedeutungslos. Das mag auf manches zutreffen, aber eben nicht auf alles. Gewisse „Standards“ ändern sich nie. Respekt, Empathie, das Bedürfnis nach Zugehörigkeit und das Streben nach Glück sind Konstanten, die jede Generation auf ihre Weise sucht und verteidigt. Andere Normen verändern sich tatsächlich – zum Beispiel der Umgang mit Anstand, Sitte und Moral. Das Leben ist in mancherlei Hinsicht freizügiger geworden. Doch Freizügigkeit allein ist noch kein Fortschritt. Mit jeder Öffnung stellen sich auch neue Fragen. Veränderungen anzunehmen und umzusetzen bedeutet „mit der Zeit zu gehen“. Zu hinterfragen, ob diese Veränderungen tatsächlich sinnvoll und zu unserem Vorteil sind, bedeutet Freiheit. Vieles mag sich wandeln, die Herausforderungen und die Mittel, mit ihnen umzugehen, verändern sich – aber die Suche nach Sinn, nach Anerkennung und Geborgenheit bleibt. Im Grunde genommen wollen wir alle eines – nämlich glücklich sein. 

Wir erleben heute, wie die Generationen scheinbar weiter auseinanderdriften: Boomer belächeln die Gen Z für ihre vermeintliche Empfindlichkeit und mangelnde Belastbarkeit, Gen X seufzt genervt über Moralpredigten, Millennials hadern mit Erwartungen, die sie nicht erfüllen wollen. Und doch sind alle in denselben Fragen gefangen: Wer bin ich? Was sind die Werte in meinem Leben? Das wiederkehrende „Wir wissen es besser“ ist nicht nur ein Ausdruck von Arroganz – es ist oft auch Unsicherheit, Angst vor Kontrollverlust, Sehnsucht nach Orientierung. So wie einst unsere Eltern an der eigenen Lebenserfahrung festhielten, klammern wir uns nun an unser Wissen und empfinden die Nachfolgenden als bedrohlich fremd. Dabei waren wir einst selbst die, die alles besser wussten. 

Vielleicht ist es an der Zeit, diese Spirale zu durchbrechen. Wir könnten voneinander lernen, statt einander abzuwerten. Die Geschichten, die Fehler, das Wissen und die Irrtümer jeder Generation sind kostbar. Sie verdienen es, geteilt und gehört zu werden. Dafür braucht es Offenheit und Mut – auf beiden Seiten. Den Mut, zuzugeben, dass man nicht alles weiß; die Offenheit, zuzuhören, ohne gleich zu urteilen. Das ehrliche Interesse am Leben des Anderen, egal ob achtzehn oder achtzig. Denn letzten Endes sind wir Menschen in all unserer Vielfalt mehr verbunden, als wir denken. Die Erfahrung der einen kann zur Wegmarke für die anderen werden. 

Zuhören über Altersgrenzen hinweg ist der erste Schritt, einander nicht länger fremd zu sein. Einander zuzuhören heißt, einander auch in anderen Meinungen und Ansichten ernst zu nehmen.

 Einander ernst zunehmen heißt, auch dort wertzuschätzen, wo man vielleicht nicht ganz versteht. 

Und einander wertzuschätzen heißt, den anderen anzuerkennen in allem, was er ist. Das ist Liebe in ihrer reinsten Form Und vielleicht ist das das Wertvollste, was Generationen einander schenken können.


Zwei Generationen – ein stiller Blick, der mehr sagt als Worte.


Sonntag, 17. August 2025

Ich bin nicht die Masse

Gedanken über Individualität und Selbstwahrnehmung

Es scheint ein tiefes Bedürfnis vieler Menschen zu sein, sich von anderen abzuheben.
Anders zu sein – anders als „die Masse“. Und oft bedeutet „anders“ dabei vor allem: besser.

Ich kannte einmal eine Frau. Sie war klug, interessant, sehr hübsch – und ihr Kleidungsstil war außergewöhnlich. Er passte hervorragend zu ihr. Ich mochte sie.
Auf Facebook postete sie viele Fotos von sich, in oft sehr kreativer Kleidung. Und sie erntete viel Bewunderung – auch von mir.

Doch dann kam der Moment, der mich innehalten ließ.
Jemand bewunderte ihren Stil, und sie antwortete:
„Ja, ich gehöre eben nicht zur Masse.“

Wäre es mir wichtig genug gewesen, hätte ich vielleicht gefragt:
„Wer ist denn diese Masse? Sind wir alle die Masse – und nur du bist kein Teil davon? Oder wie ist das gemeint?“
Aber ich fragte nicht. Ich löschte sie.

Denn kaum etwas macht einen Menschen für mich unglaubwürdiger als die Behauptung, er sei kein Teil der Masse.

Der Glaube, alle anderen seien „die Masse“, nur man selbst nicht, ist das verzerrte Spiegelbild echter Besonderheit.
Er zeigt, wie leicht aus dem Wunsch, gesehen zu werden, ein Bedürfnis wird, sich abzugrenzen –
und wie schnell aus einem „Ich bin besonders“ ein „Ich bin besser“ wird.
Mit einem einzigen Satz:
„Ich gehöre nicht zur Masse.“

Und plötzlich verliert das Besondere seine Würde.
Denn um sich selbst zu erhöhen, muss man den Wert der anderen mindern.
Mit einem Satz wird vielen ihre Einzigartigkeit abgesprochen:

„Ihr seid die Masse – nur ich bin es nicht.“
„Ihr seid alle gleich – nur ich bin anders.“
„Es gibt zwei Sorten von Menschen: die Masse – und mich.“

Wieviel Überheblichkeit liegt in solchen Gedanken.
Und vielleicht – im Verborgenen – auch wieviel Verzweiflung.
Der Wunsch, anders zu sein, wird zum Rettungsanker für das Gefühl, nur dann von Wert zu sein, wenn man sich abhebt.

Doch vielleicht liegt wahre Besonderheit nicht im Anderssein –
sondern darin, das Gemeinsame anzuerkennen und die eigene Note darin hörbar zu machen.

Jeder von uns ist Teil der Masse. Ein einzigartiger Teil dieser Masse.
Und jeder von uns trägt eine unverwechselbare Nuance in die große Melodie des Menschseins ein.
Erst das Zusammenspiel aller Stimmen macht das Lied vollständig.

Die Angst, im Alltäglichen zu verschwinden, verführt uns dazu, uns herauszulösen.
Aber vielleicht ist die mutigste Form der Individualität genau das:
sich als Teil des Ganzen zu erkennen –
und darin eine Größe zu entfalten, die nicht trennt, sondern verbindet.


Freitag, 15. August 2025

Ich muss noch an mir arbeiten

Wer kennt ihn nicht, diesen Satz: „Da musst du noch an dir arbeiten.“

Dahinter steckt oft nichts anderes als die Botschaft: „So, wie du jetzt bist, bist du nicht gut genug.“

Solche Überzeugungen übernehmen wir schneller, als uns lieb ist. Irgendwann wird daraus ein inneres Echo: „Da muss ich noch an mir arbeiten.“

Plötzlich betrachten wir uns selbst wie ein unfertiges Werkstück – fehlerhaft, zu verbessern, zu korrigieren, zu reparieren. Wir glauben, nicht genug zu sein.
Diese Überzeugung erzeugt Druck. Denn jedes „Müssen“ trägt einen inneren Widerstand in sich: den Zwang, ein Ziel zu erreichen, sich zu verändern, etwas zu leisten.

Doch stellen wir uns einmal vor:
Wenn wir keine Erinnerung an unsere Vergangenheit hätten – wer wären wir dann?
Würden wir auch dann glauben, an uns arbeiten zu müssen?

Oder wären wir einfach wir selbst – in schöner, göttlicher Vollkommenheit?
Nicht perfekt, vielleicht. Aber vollständig.
Gut genug für dieses Leben. Und das genügt.

Forscher gehen davon aus, dass etwa 95 Prozent dessen, was wir über uns und die Welt glauben, vor unserem siebten Lebensjahr programmiert wurde – und rund 70 Prozent davon sind destruktiv.
Das heißt: 70 Prozent unseres Lebens verbringen wir mit Zweifeln, Selbstkritik und Schuldgefühlen, statt heiter, glücklich und barfuß durchs Leben zu tanzen.

Was wären wir ohne den Gedanken „Ich bin nicht gut genug“?
Was wäre, wenn wir aufhörten, zu glauben, was man uns beigebracht hat?

Vielleicht sollten wir weniger an uns arbeiten – und stattdessen mehr mit Bewusstseinszuständen spielen.
Vielleicht sollten wir den Satz „Ich muss an mir arbeiten“ ersetzen durch:
„Wer möchte ich heute sein?“

Vielleicht hatte ich heute einen schlechten Tag.
Vielleicht haben meine Gedanken mich in die Rolle eines hilflosen Opfers katapultiert.
Vielleicht haben meine Urteile und Interpretationen genau jene Überzeugung in mir genährt, dass ich falsch bin.

Aber wer möchte ich stattdessen sein?

Vielleicht ein Mensch voller Güte.
Voller Dankbarkeit, Achtsamkeit, Liebe und Respekt – mir selbst gegenüber, und allen anderen.

Nicht das endlose Reparieren bringt uns Erfüllung –
sondern die bewusste Wahl eines Zustands, in dem wir uns wohlfühlen.
Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, sich selbst zu erleben.

„Ich bin nicht gut genug“ ist nur ein Gedanke unter vielen.
Ebenso wie: „Ich darf ich selbst sein – in meiner besten Version.“

Am Ende geht es nicht darum, sich als Baustelle zu betrachten –
sondern als wertvolles, vollständiges Wesen.
Bereit, das eigene Leben in Fülle und Freude zu leben.

 


Mittwoch, 13. August 2025

Die Schmetterlingspunkte in unserem Leben

Es gibt sie – diese Punkte im Leben, an denen eine einzige Entscheidung alles verändert. Und doch übersehen wir oft, dass wir ständig wählen. Nicht immer geht es um große, dramatische Entschlüsse. Es sind oft die unscheinbaren Kleinigkeiten, die unser Leben auf einen neuen Weg führen – deren Tragweite sich manchmal erst im Rückblick offenbart. Wenn überhaupt.

Ich nenne sie: die Schmetterlingspunkte.

Der Begriff stammt aus der Chaostheorie: Der sogenannte Schmetterlingseffekt beschreibt, wie winzige Ursachen gewaltige Wirkungen entfalten können. „Kann der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien einen Tornado in Texas auslösen?“ fragt man dort – und tatsächlich lässt sich diese Frage auf unser Leben übertragen.

Meine Kinder spielten früher ein einfaches Computerspiel. Darin ging ein Hase auf Reisen – und an bestimmten Stellen durfte er Entscheidungen treffen: links oder rechts, Karotte oder Fahrrad, springen oder warten. Jede Wahl führte zu anderen Wegen, neuen Abenteuern, unerwarteten Begegnungen. Das Spiel war schlicht – doch seine Logik war klar: Alle Möglichkeiten waren da. Der Spieler entschied. Und mit jeder Entscheidung öffneten sich neue Wege – während sich andere schlossen.

Ist das nicht wie im Leben?

Alle Möglichkeiten sind da. Doch der Weg, den wir gehen, entsteht durch unsere Wahl.

Und im Gegensatz zum Spiel, das nur gelegentlich Entscheidungspunkte bietet, liegt im echten Leben in jedem Moment eine Wahl. Manche Entscheidungen mögen uns klein erscheinen – und doch können ihre Folgen gewaltig sein. Manchmal für unser Leben. Manchmal für das eines anderen. Und meist erkennen wir ihre Bedeutung erst viel später – wenn überhaupt.

Nicht jede Entscheidung treffen wir bewusst. Oft folgen wir unseren alten Mustern, unseren gespeicherten Programmen. Dass wir in jedem Augenblick eine Wahl haben, ist uns selten wirklich präsent.

Doch wir hätten sie. Immer. Zum Beispiel:

-       Ich könnte heute jemandem, von dem ich mich verletzt fühle, ein offenes Lächeln schenken, statt mich zurückzuziehen.

-       Ich könnte urteilsfrei zuhören, ohne sofort meine Meinung sagen zu müssen.

-       Ich könnte nachgeben – und den Streit beenden, ohne recht behalten zu wollen.

-       Ich könnte dem Bettler, an dem ich sonst vorübergehe, zwei Euro geben,

-       Ich könnte vergeben – und alten Groll loslassen.

Wer weiß schon, welche Wellen eine dieser scheinbar kleinen Entscheidungen auslösen könnte?

Ich erinnere mich an einen Mann, dem ich einmal in meiner Arbeit begegnete. Er hatte einen schweren Motorradunfall. Ausgelöst durch einen auf der Straße liegenden Karton, auf dem er ausgerutscht war. Der Mensch, der ihn achtlos weggeworfen hatte, hat nie erfahren, was er ausgelöst hatte. Und doch hatte sein Handeln Folgen.

So ist es oft. Wir sehen die Konsequenzen unseres Tuns nicht – aber sie existieren.

Deshalb liegt es an uns, wacher zu werden. Achtsamer. Uns nicht von alten Automatismen leiten zu lassen – sondern unsere Entscheidungen bewusster zu treffen.
Denn jeder noch so kleine Entschluss kann ein Wendepunkt sein.

Ein Schmetterlingspunkt.


Manche Entscheidungen erscheinen klein.
Doch sie verändern Wege, berühren Leben – manchmal sogar Welten.

Sonntag, 10. August 2025

Ich bin besonders - so wie jeder

Warum Einzigartigkeit kein Wettbewerb ist

Jeder Mensch ist besonders – so sehr, dass diese Wahrheit oft übersehen oder falsch verstanden wird. Der kanadische Psychiater Eric Berne beschreibt in seiner Transaktionsanalyse vier grundlegende Lebenspositionen

  • Ich bin nicht ok – du bist ok
  • Ich bin nicht ok – du bist nicht ok
  • Ich bin ok – du bist nicht ok
  • Ich bin ok – du bist ok

Insbesondere in den letzten Jahrzehnten wurde vielen jungen Menschen vermittelt, sie seien etwas ganz Besonderes. Doch nicht etwa im Sinne von „Jeder ist Besonders“, sondern vielmehr im Sinne von „Ich bin besonders besonders – und damit besser als die anderen“. Daraus resultiert oft das Bewusstsein, sie seien ok, und die anderen seien es nicht Diese Einstellung, häufig von ambitionierten Eltern gefördert, führt jedoch selten zu echtem Selbstwertgefühl, sondern mündet nicht selten in Überheblichkeit und Abwertung anderer.

So sagte einst Linus zu Charlie Brown: „Von allen Charlie Browns dieser Welt bist du der Charlie brownste.“ In ähnlicher Weise glauben manche: „Unter mehr als acht Milliarden besonderen Menschen bin ich der Besonderste.“ Woher kommt dieses Bedürfnis, sich über andere zu stellen?

Jede Person möchte in ihrer Eigenart wahrgenommen werden. Das Bedürfnis nach Einzigartigkeit ist zutiefst menschlich. Das Missverständnis besteht jedoch darin, „besonders“ mit „besser“ gleichzusetzen. Wer seine Besonderheit als Überlegenheit versteht, läuft Gefahr, andere abzuwerten – und genau hier liegt der schmale Grat zwischen gesundem Selbstwertgefühl und Arroganz.

Dieses Überlegenheitsgefühl äußert sich nicht selten in Mobbing – sei es in der Schule oder am Arbeitsplatz. Der Wunsch, sich abzuheben, zeigt sich bisweilen auch in der Betonung von Besonderheiten wie dem Asperger-Syndrom, Hochsensibilität, ADHS, oder Depressionen. Diese Merkmale verdienen Anerkennung – aber nicht Überhöhung. Denn weder ist ein Mensch aufgrund einer Diagnose wertvoller als ein anderer, noch ist die Generation Z per se klüger, schöner oder moralisch überlegener als die sogenannten „Babyboomer“.

Selbst moderne Technologien und Künstliche Intelligenzen wie ChatGPT verstärken mitunter dieses Gefühl der Besonderheit. Im Bestreben, jede Person individuell anzusprechen und ihre Einzigartigkeit anzuerkennen, wird der Eindruck genährt, die eigene Besonderheit sei etwas Herausragendes – dabei glauben viele Menschen ohnehin schon, sie seien die Krone der Schöpfung.

Einzigartigkeit braucht keinen Vergleich. Das Leben ist kein Wettlauf. Es geht nicht um schneller, schöner, besser. Es geht vielmehr um Achtsamkeit, um Liebe, um gegenseitigen Respekt und Güte.

Einzigartigkeit ist kein Wettbewerb. Sie ist ein Geschenk und eine Einladung, sich selbst und andere mit offenen Augen und offenem Herzen zu betrachten. Wer erkennt, dass alle Menschen in ihrer Art besonders sind, braucht sich nicht über andere zu stellen – und kann dennoch mit Freude die eigene Individualität feiern.

Wir alle sind besonders. Aber niemand ist mehr. Wahre Größe liegt darin, dies zu erkennen und den Blick füreinander nicht zu verlieren.



Samstag, 9. August 2025

Die drei Schlüssel unserer Denkmuster - und wie wir sie verändern können

Die Wirkfaktoren unserer Denkmuster
Dauer – Geltungsbereich – Personalisierung

Manchmal sind es nicht die Ereignisse selbst, die unser Leben prägen – sondern die Geschichten, die wir uns darüber erzählen. Drei unscheinbare Wirkfaktoren entscheiden oft darüber, ob ein Vorfall eine einmalige Begebenheit bleibt oder sich als hartnäckiges Muster in unser Denken einbrennt. Wer diese drei Mechanismen kennt, kann beginnen, sie zu verändern – und damit die eigene Realität neu zu gestalten.

Unsere Denkmuster prägen entscheidend, welche Erfahrungen und Situationen wir in unser Leben ziehen. Drei Faktoren wirken dabei besonders stark: DauerGeltungsbereich und Personalisierung.

1. Dauer
Die Dauer beschreibt, wie lange wir einem Ereignis Bedeutung beimessen. Sehen wir es als einmalige Begebenheit – oder erwarten wir, dass es sich ständig wiederholt? Formulierungen wie 
„immer“ oder „nie“ programmieren unser Denken auf Wiederholung. So wird aus einem einzelnen Vorfall ein Muster, das wir fortwährend erwarten:

·       Immer, wenn ich es eilig habe, sind alle Ampeln rot.

·       Immer, wenn ich Besuch erwarte, misslingt der Apfelkuchen.

·       Ich ziehe immer die falschen Partner an.

·       Ich habe nie Glück.

·       Nie bekomme ich, was ich mir wünsche.

Oft übertragen wir dieses Denkmuster auch auf andere Menschen:

·       Nie kann ich mich auf dich verlassen.

·       Du wirst dich nie ändern.

·       Du bist immer so ungeduldig.

·       Immer kommst du zu spät.

Damit pressen wir andere in die Form unserer unbewussten Erwartungen und lassen kaum Raum für Veränderung.

2. Geltungsbereich
Der Geltungsbereich beschreibt, wie weit wir ein Ereignis verallgemeinern. Machen wir aus einer einzelnen Beobachtung eine universelle Regel für unser Leben oder unsere Beziehungen?

3. Personalisierung
Personalisierung bedeutet, in welchem Maß wir uns selbst als Ursache sehen. Wer Misserfolge übermäßig persönlich nimmt, riskiert Schuldgefühle und ein geschwächtes Selbstwertgefühl.

Warum es sich lohnt, diese Muster zu hinterfragen
Ein misslungener Apfelkuchen ist nicht mehr als das – kein Omen. Ein falscher Partner bedeutet nicht, dass jede künftige Beziehung scheitern muss. Und nur weil das Geld heute knapp ist, muss das morgen nicht so bleiben.

Negative Denkmuster sind wie selbstgeschriebene Programme: Sie formen unsere Erwartungen – und oft auch unsere Erfahrungen. Meist projizieren wir eher negative als positive Erlebnisse in die Zukunft, überschätzen ihre Bedeutung und geben uns selbst die Schuld.

Genau deshalb lohnt es sich, die „immer“ und „nie“ aus unseren Gedanken zu streichen – zumindest, wenn sie negative Ereignisse beschreiben.

Ein neuer Fokus
Was wäre, wenn wir unsere Aufmerksamkeit bewusst auf Positives lenken? Statt dem einen misslungenen Kuchen könnten wir uns an die vielen gelungenen erinnern – und diesen Standard in die Zukunft tragen. So erschaffen wir neue, stärkende Denkmuster, die unsere Möglichkeiten erweitern und uns optimistischer leben lassen.

Fazit
Wer Dauer, Geltungsbereich und Personalisierung bewusst steuert, kann nicht nur das eigene Denken, sondern auch die eigene Realität verändern. Es liegt an uns, ob wir die Vergangenheit zur Blaupause machen – oder neue Wege gehen und den Blick auf das Gute richten.

Unsere Denkmuster können Verbündete oder Hindernisse auf unserem Weg sein. Sie können uns eine befürchtete oder eine erwünschte Zukunft bescheren. Wir können unser Leben unbewusst oder bewusst gestalten. Die Entscheidung liegt wie immer bei uns. 

 


Dienstag, 5. August 2025

Wieder einmal ein paar Gedanken über die Liebe

Mit der Liebe ist das so eine Sache.

Wir alle wollen lieben.
Oft ist uns das sogar wichtiger, als geliebt zu werden.

Denn geliebt zu werden ist etwas, das wir nicht selbst fühlen können.
Wir können es wahrnehmen – durch Worte, Gesten, Handlungen.
Doch spüren können wir nur die Liebe,
die aus unserem eigenen Herzen kommt.

Das wird besonders deutlich,
wenn uns jemand liebt, den wir selbst nicht lieben.
Diese Liebe erreicht uns nicht.
Sie bringt unser Herz nicht zum Singen
und unsere Seele nicht zum Leuchten.

Was wir wirklich wollen, ist:
zu lieben.
Denn nur dann fühlen wir uns lebendig.

Doch bedingungslos zu lieben – einfach so,
aus uns selbst heraus –
das fällt vielen schwer.
Darum brauchen wir jemanden,
auf den wir unsere Liebe richten können.

Und dieser Jemand soll natürlich geeignet sein,
unsere Liebe zu empfangen.
Am besten soll er sie auch erwidern.
Er oder sie soll in unser inneres Bild passen –
und wenn er das nicht tut,
passen wir ihn kurzerhand an.
Oder uns selbst.
So lieben wir oft nicht, was ist –
sondern was sein sollte.

Doch wahre Liebe beginnt dort,
wo wir aufhören, zu formen.
Sie beginnt, wenn wir bereit sind,
den anderen zu sehen –
nicht als Projekt,
nicht als Wunschbild –
sondern als Mensch.

Unvollkommen.
Wunderbar.

Liebe wächst, wo wir einander lassen –
und trotzdem füreinander da sind.
Sie lässt uns reifen, fordert uns heraus
und schenkt uns zugleich Geborgenheit.

Am Ende ist Liebe kein Geschäft.
Kein Vertrag.
Kein Tauschhandel.

Sie ist ein Wagnis.
Ein Abenteuer.
Ein Tanz, der nur gelingt,
wenn wir das Herz öffnen –
und den Blick.

Vielleicht liegt genau darin
ihre größte Magie.




Montag, 4. August 2025

ALOHA – mehr als nur ein Wort

ALOHA ist im Hawaiischen nicht nur ein Gruß.

Es ist ein Bewusstseinszustand.
Ein Schwingungsfeld.
Ein gelebtes JA zum Leben – in Liebe, Achtung und Verbundenheit.

ALOHA bedeutet:
Ich sehe dich.
Ich erkenne dich als unverzichtbaren Teil der göttlichen Schöpfung.
Ich bin in Frieden mit dir.
Ich bin in Frieden mit mir.
Ich bin in Frieden mit allem, was ist.

Es mag schwierig erscheinen, die Tiefe dieses Wortes ganz zu erfassen.
Denn ALOHA ist Liebe in ihrer reinsten Form – bedingungslos und göttlich.
Ein Zustand des Herzens, der niemanden ausschließt.
Eine Einladung, allem in Beziehung zu begegnen –
nicht aus Bedürftigkeit, nicht aus Pflicht,
sondern aus dem tiefen Wissen:
Ich bin Liebe. Und du auch.

Wörtlich setzt sich ALOHA aus den Silben zusammen:
Alo – Nähe, Gegenwart, Teilen
Ha – der Atem, das Leben, der göttliche Hauch

In seiner tiefsten Bedeutung spricht ALOHA:

„Ich teile mit dir den heiligen Atem des Lebens.
Ich teile mit dir die Schwingung der Liebe.
Ich bin gegenwärtig mit dir – in Liebe.“

In der Huna-Lehre ist ALOHA eines der sieben Prinzipien.
Dort heißt es:

Lieben heißt: Glücklich sein mit.
Nicht wegen,
nicht trotz,
nicht nur wenn
sondern mit.
Im Lieben selbst liegt das Glück.
Ohne Bedingungen.
Ohne Furcht.


Möge die Liebe, die ich fühle,
mich frei und leicht durchs Leben tragen.
Möge sie tanzen,
lachen,
atmen –
und sagen können:

Ich bin glücklich mit dir – einfach weil du bist.


ALOHA heißt,
ich muss dich nicht ändern.
Ich muss nicht wissen, wie du warst oder sein wirst.
Es heißt, zu lieben, was ist
jetzt, in diesem Augenblick.

Es heißt,
das Unvollkommene zu umarmen,
in der Stille Musik zu hören,
und im Warten bereits die Freude des Ankommens zu spüren.


Ich bin glücklich mit allem, was ist.
Ich bin in Liebe mit allem, was ist.
Ich bin – ALOHA.



Sonntag, 3. August 2025

Mitgefühl – Eine Einladung zur Reflexion

Mitgefühl ist etwas, von dem die meisten von uns glauben, es zu besitzen. Doch allzu oft sind wir überzeugt, genau zu wissen, wer Mitgefühl verdient – und wer nicht. Dabei ist Mitgefühl nichts, das man sich verdienen muss. Es ist ein Seinszustand, in dem man verweilt – oder eben nicht.

Echtes Mitgefühl macht nicht halt vor jenen, die wir für „unwürdig“ halten.
Wir fühlen mit dem Nachbarn, der durch einen Unfall arbeitsunfähig wurde – doch dem obdachlosen Bettler verweigern wir es, weil wir glauben, er sei selbst schuld an seiner Lage.
Wir empfinden Mitgefühl für den Mann, der einen Einbrecher erschießt – aber nicht für den Einbrecher, obwohl wir nichts über dessen Geschichte wissen. Und auch er hat Menschen, die ihn lieben.

Wir trauern mit den Angehörigen der Opfer eines Amoklaufs – doch auch der Täter hatte Angehörige, die leiden.
Wir empfinden Mitgefühl beim Anblick eines ausgesetzten Kätzchens – doch das unsägliche Leid jener Tiere, die täglich in unserem Namen gequält, misshandelt und getötet werden, berührt uns kaum.

Können wir uns so sicher sein, dass der Bettler, der nichts besitzt, aber auch niemandem etwas schuldet, „schlechter“ ist als der Nachbar, der seinen Lebensstandard durch Schulden aufrechterhielt, die er nun nicht mehr bezahlen kann?
Dürfen wir mit Bestimmtheit sagen, ein Einbrecher sei moralisch verwerflicher als jene, die im Supermarkt schweigend davongehen, wenn ihnen an der Kasse versehentlich 20 Euro zu viel herausgegeben werden?

Sind wir wirklich in der Lage, abschließend über Gut und Böse zu urteilen?
Wer von uns ist frei von Irrtümern, kleinen oder großen Vergehen?
Wer ohne Fehl und Tadel ist, der werfe den ersten Stein.

Echtes Mitgefühl bedeutet, den Blick zu weiten.
Die Grenzen des eigenen Urteilens zu hinterfragen.
Sich der Komplexität menschlicher Schicksale zu öffnen.

Es ist eine Einladung, sich selbst und andere mit mehr Nachsicht und Verständnis zu betrachten – auch wenn uns das nicht immer leichtfällt.
Ein Raum, in dem auch der vermeintlich Schuldige ein Mensch bleibt.
Wo das Herz sich nicht selektiv öffnet, sondern weit bleibt – für die ganze, oft widersprüchliche Wirklichkeit.

Nur so kann Mitgefühl zu einer Kraft werden, die nicht trennt, sondern verbindet.
Die nicht verurteilt, sondern heilt.
Die nicht recht haben will – sondern menschlich bleibt.

Mitgefühl ist eine Entscheidung.
Die Entscheidung, mit den Augen der Güte zu sehen – nicht mit den Augen des Urteils.


Donnerstag, 31. Juli 2025

Ein neuer Weg

Manchmal, wenn wir auf die Welt blicken und die Schatten sehen, die sich über die Menschheit gelegt haben, wächst in uns ein stiller Wunsch:

Der Wunsch, dass wir einen anderen Weg wählen mögen.
Nicht den Weg der Gleichgültigkeit – sondern den der Liebe.
Nicht den der Angst – sondern den der Geborgenheit.
Nicht den Weg des Hasses – sondern den des Friedens.

Tief in unserem Inneren wissen wir:
Wo Zerstörung herrscht, findet Entwicklung keinen Halt.
Und doch denken wir beim Wort "Zerstörung" oft nur an fernes Leid – an Kriege, an Katastrophen, an jene, die Gewalt und Schmerz erfahren.
Zu selten richten wir den Blick dorthin, wo die wahren Schlachtfelder liegen: in unsere eigenen Herzen.

Wir alle kennen sie – diese leisen Momente, in denen Vertrauen gebrochen, Hoffnung enttäuscht, Liebe zurückgewiesen oder Freude verdunkelt wurde.
Momente, in denen etwas Kostbares zerbrach – nicht durch bösen Willen, sondern durch Gedankenlosigkeit, ein unbedachtes Wort, ein Zögern, wo Mut nötig gewesen wäre, oder eine vorschnelle Entscheidung, wo es mehr Achtsamkeit gebraucht hätte.

Und genau hier beginnt der Wandel.
Nicht im Großen, nicht im Außen – sondern in der ehrlichen Begegnung mit uns selbst.
In der Bereitschaft, hinzusehen.
Uns zu hinterfragen.
Verantwortung zu übernehmen.

Die Huna-Philosophie kennt nur eine einzige „Sünde“: sich selbst zu verletzen.
Und weil wir mit allem verbunden sind, bedeutet das auch:
Jedes verletzende Wort, jeder lieblos gedachte Gedanke trifft letztlich uns selbst.
Was wir aussenden, kehrt zu uns zurück.
Deshalb lautet das oberste Gebot der Kahunas:
„Heile immer – verletze nie.“

Heilung geschieht nicht durch Schuld oder Strafe.
Sie geschieht durch Liebe.
Durch Mitgefühl.
Durch Vergebung.
Und durch das stille Vertrauen in unsere Fähigkeit, neu zu beginnen.

Wir alle tragen Verantwortung – für uns selbst und für die Welt, die uns begegnet.
Denn was wir in der Welt zu erfahren hoffen, müssen wir zuerst selbst sein.
Frieden entsteht nicht durch Forderung – sondern durch Verkörperung.
Und so zeigt uns die Welt auch immer, wer wir wirklich sind.
In ihren Lichtmomenten ebenso wie in ihren Schatten.

Darum führt der Weg in eine neue Welt unweigerlich durch unsere eigenen Seelenlandschaften.
Durch das Eingestehen unserer Wunden.
Und durch den Willen, zu heilen, was verletzt wurde.
Zu vergeben, was getrennt hat.
Und aufzubauen, was wir einst zerstört haben.

Wenn wir lernen, uns selbst und alles Leben mit den Augen der Liebe zu sehen,
wenn wir beginnen, mit Güte zu sprechen, mit Achtsamkeit zu handeln und mit Respekt zu empfangen,
dann – und genau dann – beginnt Heilung.
In uns.
Und in allem, was ist.

Und hier –
genau hier –
beginnt der Weg in eine heile Welt.


Ein abschließender Gedanke

Möge in allem, was wir sagen, denken und tun,
ein Funke Liebe sein.
Möge jedes noch so kleine Innehalten
ein Samen der Heilung sein.
Und möge unser Weg –
wie dunkel er auch manchmal scheinen mag –
uns immer wieder heimführen zu dem,
was wir in Wahrheit sind:
Licht.
Verbundenheit.
Leben in seiner sanftesten Form.