Donnerstag, 9. Oktober 2025

Ich bleibe ruhig - außer jemand bringt mich zur Weißglut

Wie alle, die regelmäßig meine Blogartikel lesen, wissen: Ich bemühe mich redlich, die beste Version meiner selbst zu sein. Ich beobachte mich, ich reflektiere, ich lerne.
Zumindest aus meiner Sicht.

Die Sicht meiner Tochter klingt ein wenig anders:
„Mama, du spielst mit Vorliebe immer dasselbe Spiel.
Entweder bist du der Täter, und jemand anderer – zum Beispiel Papa – ist das Opfer.
Oder, wenn dir danach ist, bist du selbst das Opfer und erklärst jemand anderen zum Täter.
Wenn du genug davon hast, denkst du kurz über die Dynamik nach –
und beschließt, einen Blogartikel darüber zu schreiben.
Und dann schreibst du einen wundervollen Blogartikel,
in dem du so tust, als hättest du irgendetwas begriffen.“

Klingt dramatisch. Trifft aber nicht ganz daneben.
Es ist ja nicht so, dass ich nichts begreife. Ich habe jede Menge Erkenntnisse, Aha-Erlebnisse und Verbesserungsvorschläge für mein eigenes Verhalten im Gepäck.

Nur: Wenn mich die Emotionen packen,
wenn Ungeduld oder Trotz plötzlich das Ruder übernehmen,
dann war’s das mit der Souveränität.

Ich muss nicht überlegen. Ich muss nicht abwägen.
Ich reagiere.
Wie ferngesteuert.
Wie automatisiert.
Als würde die alte Programmierung mich auf Autopilot schalten –
und ich höre mich Dinge sagen, die ich später bereue.

Natürlich erkenne ich im Nachhinein, wie wenig hilfreich das war.
Natürlich weiß ich, wie ich eigentlich reagieren wollte.
Aber in dem Moment selbst –
sind Einsicht und Erkenntnis leider selten anwesend.

Ich glaube, viele kennen das:
Wir nehmen uns vor, reflektiert zu bleiben.
Und trotzdem – scheitern wir.
Wieder und wieder.
Vielleicht gehört das dazu.
Vielleicht braucht es genau dieses wiederholte Scheitern,
um eines Tages nicht mehr zu scheitern.

Ich nehme mir jedenfalls vor,
das nächste Mal nicht nur darüber zu schreiben,
sondern innezuhalten.
Durchzuatmen.
Und vielleicht – ganz vielleicht –
nicht nur meiner Tochter,
sondern auch mir selbst zu zeigen,
dass ich wirklich etwas verstanden habe.


Ich meditiere. Ich atme. Ich brülle. Ich bin im Gleichgewicht.

1 Kommentar:

  1. So grundlegend ehrlich, so authentisch und so bekannt aus eigener Sicht. Und diese liebevolle Einsicht und der subtile Humor dazu, macht es ein wenig leichter uns anzunehmen so wie wir halt sind = nicht perfekt sondern am Weg. Danke FK

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