Mittwoch, 11. September 2019

Urteilen? Ich doch nicht...

Mit offenen Augen und offenem Herzen durchs Leben gehen – wer möchte das nicht?
Alles und jedes einfach annehmen, wie es ist, ohne darüber zu urteilen.

Alle Wesen, Dinge, Situationen mögen – ganz gleich, ob sie es in unseren Augen „verdient“ haben.
Seinen Mitmenschen freundlich und liebevoll begegnen – selbst wenn sie ganz furchtbare, urteilende Personen sind.
😏

Ich habe mich heute ein wenig im Internet umgesehen, um herauszufinden, was andere über das Urteilen denken. Und da stieß ich auf einige erstaunliche „Wahrheiten“

  • Menschen, die urteilen, verabscheuen ihr Leben
  • sie versuchen mit aller Gewalt, das Leben anderer mit ihrer Kritik zu vergiften
  • sie sind unzufrieden und neidisch
  • sie sind extrem frustriert und aggressiv
  • führen ein Leben voller psychischer Konflikte
  • sie haben keine Hobbys, wenig Selbstreflexion und viel Groll
  • sie sind leicht reizbar, äußerst empfindlich – und ständig mit Urteilen beschäftigt
  • die Profi-Urteiler unter ihnen verkünden ihre Urteile übrigens nie in Gruppen, aus Angst, entlarvt zu werden

Ganz schön viel Urteil, das auf das arme urteilende Volk da herniederprasselt. 

Aber jetzt kommt die gute Nachricht:
Es sind immer die anderen, die urteilen!
Die bösen Nachbarn, die frechen Jugendlichen, die neidischen Kollegen, die frustrierten Ex-Partner, die uneinsichtigen Eltern, die verlogenen Freunde, die korrupten Politiker… eben die anderen!
 

Um Missverständnisse zu vermeiden: das waren gerade keine Urteile, das waren WAHRHEITEN. Ich weiß, wovon ich spreche, schließlich habe ich mir im Laufe meines Lebens schon genügend Wahrheiten ausgedacht Aber mir persönlich würde es im Traum nicht einfallen, mir über jemanden ein Urteil anzumaßen.
NIEMALS!
😏😁

Und weil ich ja niemand bin, der ständig seine Meinungen in die Welt posaunt, dachte ich mir:
Ich teile sie einfach in einem Blogbeitrag.

Natürlich habe ich keine besonders hohe Meinung von Leuten, die glauben, unentwegt ihre Meinung sagen zu müssen.
Aber ich möchte ja keineswegs so gnadenlos über meine urteilenden Mitmenschen urteilen, wie manch anderer es tut.
 

Himmel, Leute, denkt doch mal nach! ...
Das sind doch auch Menschen!
Menschen wie du und ich!
Ein bisschen einfacher gestrickt vielleicht als unsereins,
ein bisschen weniger weit in ihrer geistigen und spirituellen Entwicklung,
vielleicht ein bisschen - nun, nennen wir das Kind beim Namen - geistlos und hirnrissig ...
aber doch auch Menschen!!!  

(hmm... ist das nun ein Urteil oder eine Wahrheit???)

Denn ich bin ja schließlich kein urteilender Mensch, der da über die Urteiler urteilt, die da über die Urteiler urteilen, die da hemmungslos über andere urteilen…
Nein, nein – das wäre ja wirklich zu viel des Urteilens.
😏

Und ich kenne noch viele Wahrheiten, die überhaupt nichts mit Urteilen zu tun haben. Und manche davon habe ich mir nicht einmal selbst ausgedacht, sondern ich habe sie sozusagen "aus zweiter Hand" – was sie per Definition zu anerkannten Wahrheiten macht.😁 

Es sind doch schließlich Wahrheiten, wenn man über jemanden sagt, dass er zu dick, zu dünn, zu dumm, zu naiv, einfach unmöglich, arrogant, überheblich, engstirnig, unreif, egoistisch, unbeständig, unehrlich ist, dass er zu viel trinkt, isst oder raucht, zu viel oder zu wenig redet,  zu laut, zu leise oder einfach nur unsympathisch ist.

Es ist doch schließlich wahr, dass Politiker korrupt sind, Kinder respektlos, der Bettler vor dem Supermarkt das Geld, das wir ihm nicht geben, sowieso nur versaufen würde (wenn wir es ihm denn gäben), und dass die Menschheit im Allgemeinen immer gefühlloser wird.
Das sind doch Wahrheiten. Keine Urteile. Oder?

Manchmal denke ich meine Wahrheiten auch nur schweigend (ist jedoch eher die Ausnahme!😏).

Wenn ich nun grade mein E-Bike von der Fahrradfähre schiebe, und ein alter Mann sagt hinter mir: "E-Bike-Fahrer sind ja gar keine richtigen Radfahrer!", dann sage ich zwar nichts, aber ich weiß sofort die Wahrheit über den Geisteszustand dieses armen alten Knackers.

Oder wenn eine wildfremde Frau auf einem Seminar meiner Tochter sagt, sie müsse an ihrer „Ausstrahlung“ arbeiten – dann erkenne ich augenblicklich den Charakter, die Kommunikationsfähigkeit, den Grad der Erleuchtung und vermutlich auch den Seelenplan dieser Frau.
Und mit etwas Glück finde ich auch eine Gelegenheit, ihr ein paar von meinen "Wahrheiten" mitzuteilen. Und glaube sogar noch, im Recht zu sein (weil sie es ja schließlich - wie ich das sehr gut beurteilen kann - nicht anders verdient hat 😏).



Tja, so ist das mit den Wahrheiten und den Urteilen. So mancher, der sich rühmt, seinen Mitmenschen immer die ungeschönte Wahrheit ins Gesicht zu sagen, würde sich nur ungern eingestehen, dass seine Wahrheiten nichts weiter sind als seine eigenen Bewertungen, seine Meinungen, seine Urteile.
Ich denke, man muss sich selbst schon sehr genau beobachten, um die vielen Urteile und Bewertungen überhaupt zu bemerken, die wir so den lieben langen Tag ungefiltert in alle Richtungen verteilen.

Wir sind deswegen nicht zwangsläufig frustrierte, hobbylose, aggressionsgeladene, neidzerfressene, das Leben anderer vergiftende, verbesserungsresistente, urteilende Wesen…

Aber ein klein wenig unachtsam im Umgang mit unseren Gedanken und Worten sind wir schon manchmal.

Man könnte ja den Versuch wagen, die Welt einen einzigen Tag lang nicht durch den Filter seiner Urteile zu betrachten. Einen Tag lang offen zu sein für alles was ist, offen für alle Möglichkeiten, offen für die Erkenntnis, dass unsere Bewertungen und Urteile uns nicht zu einem besseren Menschen machen. Und vielleicht könnte das ja sogar zur Gewohnheit werden. Und vielleicht verändert sich dadurch alles 😊

Ein Zitat aus dem Talmud möge uns daran erinnern:

Wir sehen die Dinge nicht so wie sie sind, sondern so, wie wir sind! 

Und das, ihr Lieben, ist keine Meinung.
Das ist eine Wahrheit.
😏




2 Kommentare:

  1. Mit diesem Text triffst den "Nagel auf den Kopf" das ist für mich jetzt eine Feststellung und kein Urteil ☆

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