Schuld ist eine Illusion.
Eine Vorstellung, die wir erschaffen haben, um Kontrolle auszuüben – über
andere, über Situationen, manchmal sogar über uns selbst.
Jemandem die Schuld zuzuweisen heißt: ihn herabzusetzen, ihn für minderwertig
zu erklären – und ihm dieses Gefühl unmissverständlich zu vermitteln.
Denn er ist ja
schuld daran, dass wir uns schlecht fühlen.
Dass wir uns ärgern, verletzt, traurig oder wütend sind.
Oder etwa nicht?
Doch in
Wahrheit liegt jeder Schuldvorwurf einem einzigen Gedanken zugrunde:
„Du hast meine Erwartungen nicht erfüllt.“
Wer einem
anderen die Schuld zuschiebt, weist zugleich jede Eigenverantwortung von sich.
Denn die eigenen Gefühle – so glaubt man dann – hängen nicht vom eigenen
Inneren ab, sondern davon, wie der andere sich verhält.
Doch wer bereit ist, die Verantwortung für sein Erleben zu übernehmen, der muss
niemandem mehr die Schuld geben.
Schuldzuweisungen
sind selten laut.
Sie schleichen sich oft als harmlose Sätze in unsere Gespräche – getarnt als
Enttäuschung, Bedauern oder emotionaler Appell:
„Schade, ich
hatte mich so darauf gefreut.“
„Das hätte ich nie von dir erwartet.“
„Ich fühle mich hier einfach nicht wohl – wegen dir.“
„Nur wenn du glücklich bist, bin ich es auch.“
„Du machst mich krank.“
„Ich bin sehr enttäuscht von dir.“
„Wenn du ein echter Freund wärst, würdest du das für mich tun.“
„Wenn ich mal jemanden brauche, ist keiner da.“
Was all diese
Sätze gemeinsam haben:
Sie machen den anderen zum Schuldigen –
und uns selbst zum Opfer.
So geben wir
unsere Kraft aus der Hand.
Wir machen unser Glück abhängig von jemand anderem – und verlieren uns im Spiel
von Erwartung und Enttäuschung.
Doch Schuldgefühle auf der einen und Hilflosigkeit auf der anderen Seite
sind kein guter Boden für ein freies, selbstbestimmtes Leben.
Frieden beginnt
dort,
wo wir aufhören, Schuld zu vergeben –
und stattdessen Verantwortung annehmen
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