"Mein Sohn ist der Beste in seiner Klasse, ich bin stolz auf ihn!"
"Mein Kind ist mein ganzer Stolz!"
Was bedeutet es, stolz auf auf seine Kinder zu sein? Bedeutet es, sie zu achten, zu lieben, egal in welcher Phase ihres Lebens sie sich gerade befinden? Oder bedeutet es, stolz darauf zu sein, den Sohn, die Tochter mit einem ausgeklügelten System aus Belohnung und Bestrafung erfolgreich an die eigenen Anforderungen und die Anforderungen der Gesellschaft angepasst zu haben? Das hieße dann allerdings eher, stolz auf das Gelingen eines Produktes zu sein.
"Ich möchte doch schließlich stolz sein auf dich!" Ein Satz, den ich in meiner Kindheit immer wieder zu hören bekam, wenn meine Leistungen fernab jeglicher Erwartungen lagen. Und gleich darauf folgte meist: "Ich liebe dich und will nur das Beste für dich." Dies war auch meist der Satz, der sämtliche Sanktionen und Strafmaßnahmen einleitete und erklärte. Ich kannte ihn sehr gut.
In meiner Kindheit waren die Liebe und der Stolz meiner Eltern für mich nicht voneinander zu trennen. Wenn sie nicht aufgrund meiner Leistungen stolz auf mich waren, fühlte ihre Liebe sich wie eine freiwillige Spende an, eine mildtätige Gabe. Es wäre mir also weitaus lieber gewesen, sie hätten mich einfach nur geliebt, ohne stolz auf mich sein zu wollen. Das hätte viel Druck von mir genommen.
Man könnte sich nun folgende Fragen stellen:
Wenn ich gerade stolz bin auf meinen zweijährigen Sohn, der - freundlich und blondgelockt - bislang gut ohne violette Haare, Alkohol, Zigaretten und Piercings durchs Leben gekommen ist, und auch das vehemente "Nein-Sagen" noch nicht erlernt hat, werde ich auch in zehn oder zwölf Jahren stolz auf ihn sein, wenn er mich - immer wenn ich denke, schlimmer geht's nicht mehr - mit neuen Pubertätsschüben konfrontiert?
Oder wenn ich stolz auf ihn bin, weil er bereits siebzehn Jahre alt ist, nicht raucht, nicht trinkt und alle elterlichen Erwartungen tapfer erfüllt, wie stolz wäre ich auf ihn, wenn er sich ganz plötzlich und ohne Vorwarnung nicht mehr in das Schema "wohlgeratener Sohn" pressen ließe, die Schule abbräche, sich einen Iro schneiden ließe, ausgerüstet mit einem Rucksack, einem angemessenen Vorrat an Marihuana und seiner Gitarre nach Indien trampte?
Wenn ich stolz bin auf meine Tochter, weil sie gute schulische Leistungen erbringt, könnte ich auch stolz auf sie sein, wenn sie gerade zum zweiten Mal die Klasse wiederholt, weil sie sich wirklich nicht um ihre Noten kümmern kann, da sie eh schon genug Probleme mit ihrer Figur und ihren Haaren hat?
Wie stolz bin ich auf ein Kind, das einigermaßen talent- und ehrgeizfrei durchs Leben geht, das sich allen Erziehungsversuchen hartnäckig widersetzt und sich partout nicht aus der Mittelmäßigkeit erheben will?
Wie stolz bin ich auf ein Kind, das die Schule nicht abgeschlossen hat, das keinen Beruf erlernt hat, das keine Arbeit findet oder vielleicht sogar straffällig geworden ist?
Stolz ist also untrennbar mit Leistung und Wohlverhalten verbunden. Er hat nichts mit Liebe zu tun, mit Achtung und Akzeptanz, sondern nur mit dem Erfüllen von Erwartungen.
Zu einem einwandfrei "funktionierenden" Kind zu sagen "Ich bin stolz auf dich", das ist nicht schwer. Das ist nichts anderes, als sich selbst auf die Schulter zu klopfen und sich zu einem gelungenen Projekt zu beglückwünschen.
Die anderen Kinder, die Rebellen, die "schwarzen Schafe", oder jene, die nach den Normen unserer Gesellschaft als "Versager" gelten, sind es, die uns auffordern und lehren, unsere Liebe und Wertschätzung nicht an Bedingungen zu knüpfen und unsere kleinkarierten Urteile als das zu erkennen, was sie sind, nämlich kleinkarierte Urteile.
"Du bist ein wundervoller Mensch. Ich achte, wertschätze und liebe dich, egal wie die Umstände gerade sein mögen. Egal, ob du auf die Schnauze gefallen bist und flach am Boden liegst, oder ob du ein sogenanntes "wertvolles Mitglied der Gesellschaft" darstellst. Ich habe keine Erwartungen an dich. Ich liebe dich so, wie du bist."
Das ist der Unterschied zwischen Stolz und Liebe. Liebe fordert nichts. Sie sucht nicht nach Leistung und dem Erfüllen von Forderungen. Sie IST einfach. Welcher elterliche Stolz - und sei er noch so verdient - könnte da mithalten?
In meiner Kindheit waren die Liebe und der Stolz meiner Eltern für mich nicht voneinander zu trennen. Wenn sie nicht aufgrund meiner Leistungen stolz auf mich waren, fühlte ihre Liebe sich wie eine freiwillige Spende an, eine mildtätige Gabe. Es wäre mir also weitaus lieber gewesen, sie hätten mich einfach nur geliebt, ohne stolz auf mich sein zu wollen. Das hätte viel Druck von mir genommen.
Man könnte sich nun folgende Fragen stellen:
Wenn ich gerade stolz bin auf meinen zweijährigen Sohn, der - freundlich und blondgelockt - bislang gut ohne violette Haare, Alkohol, Zigaretten und Piercings durchs Leben gekommen ist, und auch das vehemente "Nein-Sagen" noch nicht erlernt hat, werde ich auch in zehn oder zwölf Jahren stolz auf ihn sein, wenn er mich - immer wenn ich denke, schlimmer geht's nicht mehr - mit neuen Pubertätsschüben konfrontiert?
Oder wenn ich stolz auf ihn bin, weil er bereits siebzehn Jahre alt ist, nicht raucht, nicht trinkt und alle elterlichen Erwartungen tapfer erfüllt, wie stolz wäre ich auf ihn, wenn er sich ganz plötzlich und ohne Vorwarnung nicht mehr in das Schema "wohlgeratener Sohn" pressen ließe, die Schule abbräche, sich einen Iro schneiden ließe, ausgerüstet mit einem Rucksack, einem angemessenen Vorrat an Marihuana und seiner Gitarre nach Indien trampte?
Wenn ich stolz bin auf meine Tochter, weil sie gute schulische Leistungen erbringt, könnte ich auch stolz auf sie sein, wenn sie gerade zum zweiten Mal die Klasse wiederholt, weil sie sich wirklich nicht um ihre Noten kümmern kann, da sie eh schon genug Probleme mit ihrer Figur und ihren Haaren hat?
Wie stolz bin ich auf ein Kind, das einigermaßen talent- und ehrgeizfrei durchs Leben geht, das sich allen Erziehungsversuchen hartnäckig widersetzt und sich partout nicht aus der Mittelmäßigkeit erheben will?
Wie stolz bin ich auf ein Kind, das die Schule nicht abgeschlossen hat, das keinen Beruf erlernt hat, das keine Arbeit findet oder vielleicht sogar straffällig geworden ist?
Stolz ist also untrennbar mit Leistung und Wohlverhalten verbunden. Er hat nichts mit Liebe zu tun, mit Achtung und Akzeptanz, sondern nur mit dem Erfüllen von Erwartungen.
Zu einem einwandfrei "funktionierenden" Kind zu sagen "Ich bin stolz auf dich", das ist nicht schwer. Das ist nichts anderes, als sich selbst auf die Schulter zu klopfen und sich zu einem gelungenen Projekt zu beglückwünschen.
Die anderen Kinder, die Rebellen, die "schwarzen Schafe", oder jene, die nach den Normen unserer Gesellschaft als "Versager" gelten, sind es, die uns auffordern und lehren, unsere Liebe und Wertschätzung nicht an Bedingungen zu knüpfen und unsere kleinkarierten Urteile als das zu erkennen, was sie sind, nämlich kleinkarierte Urteile.
"Du bist ein wundervoller Mensch. Ich achte, wertschätze und liebe dich, egal wie die Umstände gerade sein mögen. Egal, ob du auf die Schnauze gefallen bist und flach am Boden liegst, oder ob du ein sogenanntes "wertvolles Mitglied der Gesellschaft" darstellst. Ich habe keine Erwartungen an dich. Ich liebe dich so, wie du bist."
Das ist der Unterschied zwischen Stolz und Liebe. Liebe fordert nichts. Sie sucht nicht nach Leistung und dem Erfüllen von Forderungen. Sie IST einfach. Welcher elterliche Stolz - und sei er noch so verdient - könnte da mithalten?
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