Samstag, 14. Juni 2014

Mit wem gehst du eigentlich durch dein Leben?

Kürzlich stieß ich auf eine interessante Aussage:

Unser Leben ist der Durchschnitt der fünf Menschen, mit denen wir die meiste Zeit verbringen.
Diese Erkenntnis stammt von Jim Rohn, einem der bekanntesten Motivationstrainer Amerikas.

Ein Gedanke, der nachhallt.
Denn plötzlich beginnt man, sich selbst in einem Spiegel zu betrachten,
der nicht nur das eigene Gesicht zeigt,
sondern auch fünf andere.

Wir denken ähnlich wie sie.
Wir haben eine vergleichbare Einstellung zu Arbeit, Familie und Geld.
Wir verdienen in etwa gleich viel.
Sind ähnlich gesund – oder eben nicht.
Und wir sind oft auf erstaunlich ähnliche Weise zufrieden oder unzufrieden mit unserem Leben.

Das gibt zu denken.
Passen wir uns an unser Umfeld an?
Oder wählen wir es unbewusst so, dass es zu uns passt?
„Gleich und Gleich gesellt sich gern“ mag oft zutreffen –
doch ich glaube, die eigentliche Kraft (oder eben auch die Gefahr) liegt in der stillen Anpassung.

Vera F. Birkenbihl erzählte in einem ihrer Vorträge von einem Kollegen,
der ständig die Fälle durcheinanderbrachte:
„Bring mich doch bitte auch einen Kaffee mit.“
Sie sagte: Man muss schon sehr achtsam sein,
um das nicht nach drei Wochen selbst zu sagen –
und sei es aus Versehen.

Diese erstaunliche Anpassungsfähigkeit begegnet uns überall:
Ich erinnere mich an ein Ferienlager,
in dem nach wenigen Tagen kaum noch zu unterscheiden war,
wer Betreuer war und wer Kind.
Die Kinder waren übrigens geistig behindert.
Und doch: Sprache, Verhalten, Tonfall –
alles begann sich anzugleichen.

Ein anderes Beispiel:
Ein trockener Alkoholiker passt plötzlich nicht mehr zu seinem früheren Umfeld –
weil er aus dem Durchschnitt herausgewachsen ist.
Oft steht er dann allein da.

Wir übernehmen Dialekte, Mimik, Gestik, Meinungen –
mit einer Selbstverständlichkeit, die uns gar nicht auffällt.
Und manchmal wachen wir auf und fragen uns:
War das eben wirklich ich?

Es lohnt sich also, einen liebevollen Blick auf unser Umfeld zu werfen:
Wer sind die fünf Menschen, mit denen ich die meiste Zeit verbringe?
Wie leben sie?
Wie denken sie?
Sind sie offen, tolerant, gebildet, liebevoll?
Wachsen sie – oder kreisen sie um sich selbst?

Und vor allem:
Möchte ich so werden wie sie?

Natürlich muss man im Freundeskreis nicht gleich ein Köpferollen veranstalten.
Aber ein wenig Achtsamkeit bei der Wahl unseres täglichen Einflusses
ist vielleicht gut investiert.

Und nicht zuletzt:
Wir können auch selbst anfangen, diesen Kreis zu verändern.
Nicht, indem wir andere zurechtbiegen –
sondern indem wir still vorangehen.

Denn so wie andere auf uns abfärben,
färben auch wir ab.




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