Montag, 27. Oktober 2014

Desiderata



Gehe ruhig und gelassen durch Lärm und Hast
und vergiss nicht, welcher Frieden der Stille innewohnen kann.

Stehe, soweit ohne Selbstaufgabe möglich,
in freundlicher Beziehung zu allen Menschen.
Sprich deine Wahrheit ruhig und klar und höre den anderen zu,
auch den Geistlosen und Unwissenden;
auch sie haben ihre Geschichte.

Meide laute und aggressive Menschen,
sie sind eine Qual für den Geist.
Wenn du dich mit anderen vergleichst,
könntest Du eitel oder bitter werden;
denn es wird immer jemanden geben,
der grösser oder geringer als du.
Erfreue dich deiner eigenen Leistungen
wie auch deiner Pläne.

Behalte das Interesse an deiner eigenen Laufbahn, 
so bescheiden sie auch sein mag;
sie ist ein echter Besitz in den wechselhaften Geschicken der Zeit.
In deinen Geschäften lass Vorsicht walten;
denn die Welt ist voller Arglist.
Aber dies soll dich nicht blind machen
gegen gleichermaßen vorhandene Rechtschaffenheit;
viele Menschen streben nach hohen Idealen;
und überall ist das Leben voller Heldenmut.

Sei du selbst.
Vor allen Dingen heuchle keine Zuneigung.
Sei auch nicht zynisch, was die Liebe betrifft;
denn auch im Angesicht aller Dürre und Ernüchterung
kehrt sie doch immer wieder, wie das Gras.

Nimm gelassen den Rat der Jahre an,
und gib mit Anmut die Dinge der Jugend auf.
Stärke die Kraft des Geistes, 
damit sie dich vor plötzlich hereinbrechendem Unglück schütze.
Aber beunruhige dich nicht mit dunklen Ahnungen.
Viele Ängste entstehen aus Erschöpfung und Einsamkeit.
Bei einem heilsamen Maß an Selbstdisziplin
gehe behutsam mit dir selbst um.

Du bist ein Kind des Universums,
nicht weniger als die Bäume und die Sterne;
du hast ein Recht hier zu sein.
Und ob es dir nun bewusst ist oder nicht;
zweifellos entfaltet sich das Universum wie vorgesehen.

Darum lebe in Frieden mit Gott,
was für eine Vorstellung du auch von ihm hast,
und was immer dein Streben und Sehnen ist,
bewahre dir in der lärmenden Wirrnis des Lebens 
den Frieden in deiner Seele.

Trotz all ihrer Trugbilder, 
ihrer Schinderei und ihrer zerbrochenen Träume
ist diese Welt doch wunderschön.
Sei fröhlich.
Strebe danach, glücklich zu sein.


Max Ehrmann (1872 - 1945)

Freitag, 24. Oktober 2014

Wieder einmal etwas zum Thema Vergebung...

Vergebung bedeutet, jeglichen Anspruch auf Rache für immer aufzugeben.

So definiert es Ron Smothermon, ein amerikanischer Autor und Seminarleiter, in seinem Buch „Drehbuch für Meisterschaft im Leben“.
Eine klare Aussage. Und eine kraftvolle.

Doch was bedeutet es wirklich, den Anspruch auf Rache für immer aufzugeben?

Es bedeutet, zu akzeptieren,
dass wir keinen Anspruch auf ein bestimmtes Verhalten anderer Menschen haben.
Es bedeutet, dass es keine Rolle spielt, ob die Person, der wir vergeben wollen,
ihr „Vergehen“ bereut – oder ob sie es wiederholt.
Vielleicht sogar mehrmals.

Denn wenn wir vergeben haben,
dann haben wir vergeben.
Wir müssen es nicht wiederholen.
Wenn wir dennoch das Bedürfnis verspüren,
„noch einmal zu vergeben“,
haben wir es vielleicht noch nie wirklich getan.

Vergebung bedeutet auch, sie an keine Bedingungen zu knüpfen.
Alle selbstgerechten „wenn-dann“-Spielchen
(WENN du das nie wieder tust, DANN vergebe ich dir)
klingen vielleicht freundlich –
aber Vergebung sind sie nicht.

Wenn wir vergeben,
befreien wir nicht den anderen.
Wir befreien uns selbst.
Von Groll. Von Schuldzuweisungen. Von Wut.
Von dem Wunsch, dass jemand für unsere Verletzung „bezahlen“ soll.

Wir nehmen uns selbst aus dem Spiel des Urteilens heraus –
und lassen den anderen in seiner Verantwortung.
Hier, jenseits von „gut“ und „böse“,
jenseits von „richtig“ und „falsch“,
übernehmen wir die volle Verantwortung
für unser Fühlen.
Und lassen den anderen ganz in seinem.

„Vor Sonnenuntergang übe Vergebung“,
sagt eine alte hawaiianische Weisheit.
Nicht, weil wir es müssen.
Nicht, weil jemand es von uns erwartet.
Sondern weil es unsere Wahl ist.


Wir können wählen.

Ob wir die alten Geschichten weitertragen,
oder ob wir sie still auf einen Stein legen
und weitergehen –
leichter, freier, ohne Schuldige.

Ob wir unser Herz
immer wieder in das zurückziehen,
was war –
oder ob wir es atmen lassen
im Licht des Jetzt.

Vergebung heißt nicht:
„Es war in Ordnung.“
Vergebung heißt:
„Ich lasse los, dass du für mein Leiden zuständig bist.“
Ich entlasse dich
aus der Geschichte, die ich über dich geschrieben habe.
Und ich entlasse mich selbst
aus der Rolle der Gekränkten.

Das ist keine Gnade.
Das ist kein Verdienst.
Es ist: Freiheit.

Und sie beginnt genau dort,
wo wir nicht mehr Recht haben wollen –
sondern heil sein möchten.

Vergebung ist nicht etwas, das wir tun.
Es ist etwas, das in uns still geschieht,
wenn wir uns erinnern,
wer wir in Wahrheit sind.



🤍

Montag, 13. Oktober 2014

Glück...


Glück ist gar nicht mal so selten,
Glück wird überall beschert,
vieles kann als Glück uns gelten,
was das Leben uns so lehrt.

Glück ist jeder neue Morgen,
Glück ist bunte Blumenpracht,
Glück sind Tage ohne Sorgen,
Glück ist, wenn man fröhlich lacht.

Glück ist Regen, wenn es heiß ist,
Glück ist Sonne nach dem Guss,
Glück ist, wenn ein Kind ein Eis isst,
Glück ist auch ein lieber Gruß.

Glück ist Wärme, wenn es kalt ist,
Glück ist weißer Meeresstrand,
Glück ist Ruhe, die im Wald ist,
Glück ist eines Freundes Hand.

Glück ist eine stille Stunde,
Glück ist auch ein gutes Buch,
Glück ist Spaß in froher Runde,
Glück ist freundlicher Besuch.

Glück ist niemals ortsgebunden,
Glück kennt keine Jahreszeit,
Glück hat immer der gefunden,
der sich seines Lebens freut.