Freitag, 24. Oktober 2014

Wieder einmal etwas zum Thema Vergebung...

Vergebung bedeutet, jeglichen Anspruch auf Rache für immer aufzugeben.

So definiert es Ron Smothermon, ein amerikanischer Autor und Seminarleiter, in seinem Buch „Drehbuch für Meisterschaft im Leben“.
Eine klare Aussage. Und eine kraftvolle.

Doch was bedeutet es wirklich, den Anspruch auf Rache für immer aufzugeben?

Es bedeutet, zu akzeptieren,
dass wir keinen Anspruch auf ein bestimmtes Verhalten anderer Menschen haben.
Es bedeutet, dass es keine Rolle spielt, ob die Person, der wir vergeben wollen,
ihr „Vergehen“ bereut – oder ob sie es wiederholt.
Vielleicht sogar mehrmals.

Denn wenn wir vergeben haben,
dann haben wir vergeben.
Wir müssen es nicht wiederholen.
Wenn wir dennoch das Bedürfnis verspüren,
„noch einmal zu vergeben“,
haben wir es vielleicht noch nie wirklich getan.

Vergebung bedeutet auch, sie an keine Bedingungen zu knüpfen.
Alle selbstgerechten „wenn-dann“-Spielchen
(WENN du das nie wieder tust, DANN vergebe ich dir)
klingen vielleicht freundlich –
aber Vergebung sind sie nicht.

Wenn wir vergeben,
befreien wir nicht den anderen.
Wir befreien uns selbst.
Von Groll. Von Schuldzuweisungen. Von Wut.
Von dem Wunsch, dass jemand für unsere Verletzung „bezahlen“ soll.

Wir nehmen uns selbst aus dem Spiel des Urteilens heraus –
und lassen den anderen in seiner Verantwortung.
Hier, jenseits von „gut“ und „böse“,
jenseits von „richtig“ und „falsch“,
übernehmen wir die volle Verantwortung
für unser Fühlen.
Und lassen den anderen ganz in seinem.

„Vor Sonnenuntergang übe Vergebung“,
sagt eine alte hawaiianische Weisheit.
Nicht, weil wir es müssen.
Nicht, weil jemand es von uns erwartet.
Sondern weil es unsere Wahl ist.


Wir können wählen.

Ob wir die alten Geschichten weitertragen,
oder ob wir sie still auf einen Stein legen
und weitergehen –
leichter, freier, ohne Schuldige.

Ob wir unser Herz
immer wieder in das zurückziehen,
was war –
oder ob wir es atmen lassen
im Licht des Jetzt.

Vergebung heißt nicht:
„Es war in Ordnung.“
Vergebung heißt:
„Ich lasse los, dass du für mein Leiden zuständig bist.“
Ich entlasse dich
aus der Geschichte, die ich über dich geschrieben habe.
Und ich entlasse mich selbst
aus der Rolle der Gekränkten.

Das ist keine Gnade.
Das ist kein Verdienst.
Es ist: Freiheit.

Und sie beginnt genau dort,
wo wir nicht mehr Recht haben wollen –
sondern heil sein möchten.

Vergebung ist nicht etwas, das wir tun.
Es ist etwas, das in uns still geschieht,
wenn wir uns erinnern,
wer wir in Wahrheit sind.



🤍

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