Versprechen sind ein fester Bestandteil unseres Lebens – tief verwoben mit unseren Beziehungen und unserem Wunsch nach Sicherheit.
Doch viele Versprechen entstehen nicht aus freiem
Herzen, sondern aus Angst, Pflichtgefühl, Gehorsam oder Gedankenlosigkeit. Sie
werden oft gegeben, um Erwartungen zu erfüllen, Verlust zu vermeiden oder
Schuldgefühle zu besänftigen. In solchen Momenten verlieren Versprechen ihre
natürliche Kraft der Liebe und werden zu Fesseln, die unser innerstes Wesen
binden.
Ein besonderes Beispiel solcher frühen Bindungen
ist das Taufversprechen. Im Christentum wird dieses zunächst nicht vom
Betroffenen selbst, sondern stellvertretend von Eltern und Paten abgelegt.
Später, bei der Firmung oder Konfirmation, wird es von jungen Menschen – oft im
Alter von vierzehn Jahren – "erneuert", obwohl sie meist noch gar
nicht über die Tiefe und Tragweite eines solchen Versprechens reflektieren
können. Solche feierlich gesprochenen Bekenntnisse – obwohl gut gemeint –
können sich wie unausgesprochene Verpflichtungen ins Unterbewusstsein
einprägen. Sie wirken weiter, auch wenn der Mensch sich innerlich längst davon
gelöst hat. Umso wichtiger ist es, sich auch dieser gelobten Zugehörigkeiten
bewusst zu werden – und achtsam zu prüfen, welche davon heute noch stimmig
sind.
Wie oft geben wir leichtfertig Versprechen, die
wir letztlich nicht halten können oder wollen? Wie oft nehmen wir gedankenlos
Wörter wie „ewig“, „immer“ und „nie“ in den Mund? Wir geloben Liebe, Treue oder
Dankbarkeit – für immer. Wir geben auch uns selbst Versprechen: dass uns „so
etwas“ nie wieder passieren wird, dass wir uns nie mehr verlieben, niemals
wieder jemandem vertrauen.
Manche dieser Versprechen werden zu Gelübden –
wie das Eheversprechen mit der Formel „bis dass der Tod uns scheidet“. Oder das
Schweigegelübde: „Ich werde niemandem je ein Wort davon erzählen.“ Oder das
Versprechen an einen sterbenden Menschen: „Ich werde mich immer um … kümmern.
Ich werde immer für … da sein.“
Wie viele solcher Versprechen, Schwüre oder
Gelübde mögen wir im Lauf unseres ewigen Seins – in anderen Leben – abgelegt
haben? Vielleicht in einem Kloster, als Keuschheits- oder Armutsgelübde. Und
vielleicht können wir uns heute nicht erklären, warum unsere Finanzen nicht ins
Gleichgewicht kommen oder unsere Partnerschaften nicht gelingen. Wie viele Male
haben wir ewige Liebe geschworen – oder immerwährende Loyalität?
Schwüre und Eide sind formelle Versprechen. Dazu
zählen Amtseide, das Gelöbnis auf die Verfassung, die Bibel, vor Gericht oder
im ärztlichen Beruf. Solche Bekenntnisse sind häufig mit großen Erwartungen
verbunden – und können zu inneren Konflikten führen, wenn sie nicht erfüllt
werden.
Zudem sind viele dieser Schwüre unbewusste
Selbstverpflichtungen. Das Unterbewusstsein fühlt sich gebunden – und versucht,
jedes abgelegte Versprechen einzulösen. Wird ein Schwur gebrochen, tritt oft
ein innerer Selbstbestrafungsmechanismus in Kraft. Wir fühlen uns dann
womöglich nicht mehr würdig, Freude zu erleben, Glück zu empfangen oder Erfolg
zu haben. Was manche „Strafe Gottes“ nennen, ist oft ein unbewusstes
Selbsturteil.
Auch weniger formelle Zusagen, Vereinbarungen
oder Abmachungen können die Seele binden. Sie entstehen aus Liebe, Loyalität,
Angst oder Schuld – und wirken weit über den Moment hinaus.
Diese unsichtbaren Verstrickungen können unsere
persönliche und spirituelle Entwicklung behindern. Deshalb ist es so wichtig,
sich ihrer bewusst zu werden – und sich von ihnen zu lösen. Etwa durch
Meditation, durch Selbstreflexion oder durch ein bewusstes Ritual.
Es gibt jedoch Versprechen, die nicht aus Angst
entstehen, nicht aus Schuld, nicht aus dem Wunsch, etwas festzuhalten, was sich
vielleicht verändern könnte. Sie sind das Ja einer Seele, die weiß, dass Liebe
kein Vertrag ist. Sondern ein Zuhause.
Doch alle alten Gelübde, Schwüre und Versprechen,
die nicht im Raum der reinen Liebe entstanden sind, die uns binden und uns
keine Luft zum Atmen lassen, dürfen wir würdigen und in Liebe entlassen – und
damit Raum schaffen für neue Freiheit, für Wachstum – und für einen Weg, den
wir in Liebe und Selbstbestimmung gehen können.
Loslösungsritual
Führe dieses Ritual an 21 aufeinanderfolgenden
Tagen durch:
Setze dich ruhig hin. Atme einige Male tief ein und aus. Vielleicht zündest du eine Kerze an. Lies dir dann den folgenden Text laut vor. Danach schüttle deinen Körper kräftig durch – um die alten Muster auch physisch abzulösen.
Ich … (Name) … befreie mich hier und jetzt mit der Kraft meines göttlichen Bewusstseins und der unendlichen göttlichen Liebe von allen Schwüren, Eiden, Gelübden, Versprechungen, Verträgen und Abmachungen, die ich je ausgesprochen habe und mit denen ich mich an Menschen, Orte oder Institutionen gebunden habe – sowohl in diesem als auch in vergangenen Leben.
Ich befreie mich von allen Bindungen, Verstrickungen und Verpflichtungen, die dadurch entstanden sind – in allen Realitäten, auf allen Ebenen von Zeit und Raum, und zum höchsten Wohle aller.
Ebenso verabschiede und entferne ich alle Auswirkungen dieser Eide, Gelübde, Versprechen und Abmachungen aus meinem Leben – in allen Realitäten, auf allen Ebenen von Zeit und Raum, und zum höchsten Wohle aller.
Ich vergebe mir selbst – und allen Menschen oder Wesenheiten, die mich durch solche Gelübde oder Schwüre gebunden haben – und lasse sie in Liebe frei.
Möge das göttliche Licht der Liebe und Heilung durch mich fließen und mich auf meinem Weg der Freiheit, der Liebe und der Wahrheit begleiten.
Mögen alle Wesen gesegnet sein. Danke.
Abschließende Gedanken
Worte haben Kraft. Versprechen sind keine bloßen
Floskeln – sie sind energetische Bindungen, die unsere Seele berühren. Umso
wichtiger ist es, achtsam mit ihnen umzugehen. Jedes „Ja“ verdient Bewusstsein.
Und jedes „Nein“ genauso.
Wenn wir uns von alten Schwüren lösen, ehren wir
nicht nur unsere Freiheit – wir ehren auch die Liebe, die aus freiem Herzen
kommt. Die Liebe, die nichts fordert. Und alles ist.
Möge dein Weg leicht sein. Möge dein Herz frei
sein. Möge deine Seele erinnern, wer sie ist.
In Liebe.